Originaltitel: A HOUSE OF DYNAMITE
USA 2025, 112 min
Verleih: Netflix
Genre: Action, Thriller
Darsteller: Rebecca Ferguson, Idris Elba, Jared Harris
Regie: Kathryn Bigelow
Kinostart: 09.10.25
Die Welt endet vielleicht mit einer Grafik auf dem Bildschirm. Eine Rakete taucht auf dem Radar auf, atomar bestückt, so scheint es. Schnell steht fest: Sie wird in den USA einschlagen. Kathryn Bigelow blickt nach mehrjähriger Pause einmal mehr in den amerikanischen Machtapparat und führt ihn an den Rand des Weltuntergangs. Ihr hochspannender, aus drei Kapiteln und Perspektiven erzählter Thriller spielt den Ernstfall durch. Aber nicht etwa in den erwartbaren Horrorbildern, die andere Filme über Atomschläge oft bemühen.
Stattdessen inszeniert sie ein beängstigendes, zynisches geopolitisches Machtspiel, das im Angesicht des Massensterbens noch abwägt, ob man zum apokalyptischen Vergeltungsschlag gegen ein anderes Land ausholen soll, um die Niederlage im internationalen Wettrüsten nicht auf sich sitzenzulassen. Überhaupt: Welches Land kann und will man zur Rechenschaft ziehen? Bis zum Schluß bleibt die Schuldfrage offen – nur ein kluger erzählerischer Schachzug von vielen. Die Intensität, die dieses Planspiel kreiert, ist immens. Nicht zuletzt, weil einen schon die großartige Musik Volker Bertelmanns in Nervosität versetzt, die quasi dort weitermacht, wo der KONKLAVE-Score des Komponisten aufhörte. Letztlich liegt die Warnung des Films auf der Hand: In einem atomaren Wettbewerb wird jede Taktik sinnlos, wird jedes glimpfliche Entkommen unmöglich.
Und so paßt es auch, daß die eigentliche Katastrophe eine bedrohliche ästhetische Leerstelle, die Grenze des Darstellbaren und Begreifbaren bleibt, auf die die einzelnen Episoden und Zeitabschnitte zwischen Besonnenheit und Wahnsinn immer wieder zusteuern.
[ Janick Nolting ]