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Affenkönig

Einfach nur affig

Über 20 Jahre haben sie sich nicht gesehen: Der Wolfi, der Viktor, der Ralph und der Martin. Einst waren die so eine richtig affengeile Affenbande. Kerle, die es krachen ließen, wie es nur echte Kerle krachen lassen. Allesamt ganz Born To Be Wild und Freunde fürs Leben. Na ja, das Leben hat sie dann doch eines besseren – das heißt natürlich schlechteren – belehrt. Man verlor sich aus den Augen, jeder ging seiner Wege. Und daß diese sich je wieder kreuzen würden, nun, das glaubte immer nur Oberaffe Wolfi, der dann eben auch 20 Jahre nach den wilden Zeiten seine alten Kumpels plus deren Familien zu seinem 45. Geburtstag einlädt. In sein Domizil nach Südfrankreich, ins schnieke Villengrundstück. Denn der Wolfi, der hat´s echt gerissen. Und ein fieser Gerissener ist er außerdem.

Männer sind Primaten mit Primatengehabe, Primatenritualen, Primatenkomplexen. Affen, die nicht weiter denken und fühlen können, als ihre Banane reicht. Und wer auf diesen Satz jetzt schon gähnend wie auf einen müden Witz reagiert, der könnte beim Anschauen von AFFENKÖNIG tatsächlich in narkoleptische Starre verfallen. Doch, doch, die Gefahr besteht.

Um zur Untermauerung der Warnung noch ein paar einschlägige Metaphern zu bemühen: AFFENKÖNIG ist ein Film, der sich hoffnungslos schlaff baumelnd um satirische Spritzigkeit bemüht. Zoten und Kalauer werden verabreicht wie Viagra, das hier aber so weit jenseits des Verfallsdatums ist, daß sich damit auch nichts mehr wirklich straffen läßt. Die Handlung eiert. Die Pointen – nennen wir sie so – kommen immer zu früh oder zu spät, und wenn sie kommen, gehen sie meistens in die Hose. Als Höhepunkt auf der humoristischen Erregungskurve muß dann auch ein Fahrradrennen herhalten, das die Herren – Achtung! – in Damenunterwäsche bestreiten. Indes nur eine von vielen niedlichen Wir-trauen-uns-was-Exaltiertheiten, ob derer dieser Film sich wohl selbst für exaltiert halten mag.

Also, falls er sich überhaupt für irgendwas hält, irgendwas will oder soll, und nicht einfach nur vier eigentlich gute Schauspieler die Gelegenheit nutzten, mit ihren Kolleginnen und Kollegen ein bißchen in Südfrankreich zu chillen und nebenher so zu tun, als gäbe man dem Affen Zucker und dem Kino einen Film über ein Thema, das ja dann tatsächlich auch vor allem eins ist: irgendwie echt ausgelutscht. Ums dann mal gut sein zu lassen mit den Metaphern.

D 2016, 98 min
FSK 16
Verleih: Port au Prince

Genre: Komödie, Persiflage

Darsteller: Hans Jochen Wagner, Samuel Finzi, Oliver Korittke, Marc Hosemann, Jule Böwe, Jytte-Merle Böhmsen

Regie: Oliver Rihs

Kinostart: 13.10.16

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.