Originaltitel: REGRETTING YOU

USA 2025, 116 min
FSK 12
Verleih: Constantin

Genre: Drama, Literaturverfilmung

Darsteller: Mckenna Grace, Mason Thames, Allison Williams, Dave Franco, Willa Fitzgerald

Regie: Josh Boone

Kinostart: 23.10.25

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All das Ungesagte zwischen uns

Die gute und die böse Liebe

Mit 16 hat man die üblichen Träume, da bildet Clara keine Ausnahme, fühlt sich Miller zugeneigt, Lollis lutschender, sensibler Lockenkopf und coolster Junge der Schule in eigentlich unmöglicher, aber sämtliche Ansprüche abdeckender Personalunion. Mutter Morgan mag den Burschen trotzdem weniger, daher gilt es, nötigenfalls Tante Jenny das Herz auszuschütten. Die wiederum hat vom Gatten Jonah just einen Sohn gekriegt, Claras Vater schließlich heißt Chris. Katalogschöne Menschen, ihre katalogschön eingerichteten Häuser Teile einer katalogschönen Wohngegend. Klar setzt Lehrer Jonah bei emotionalem Bedarf (oder auf dem Poster) die optisch verschandelnde Brille ab, paßt eben besser zum drahtigen Oberkörper.

Abziehbilder, welche sonst kaum Konturen gewinnen, perfekte Harmonie über doofe Spitznamen und stets frisch gebrühten Kaffee definieren. Bis ein Autounfall Jenny und Chris aus dem Leben reißt. Ja, die über Eck Verwandten waren gemeinsam unterwegs, außerdem länger heimlich verbandelt! Weil Clara solche Vorstellung überfordert, zählt sie nicht 1+1, sondern begegnet dem offensiven Zorn ihrer Mutter unverständig. Und als sich endlich eint, was (für schwerfällige Zuschauer bereits im Prolog geklärt) schon immer zueinander gehörte, namentlich Morgan und Jonah, eskaliert die Lage zwischen den Damen endgültig.

Aus dieser Plotsituation mußten wohl nur zwei potentielle Endprodukte entstehen: eine total kopflastige Verhandlung humaner Beziehungsgefüge. Oder etwas, das einfache Wege sucht, findet und belatscht; wer jetzt nach hiesiger Marschrichtung fragt, begebe sich sofort in die stille Ecke. Natürlich gibt’s ein weitaus größeres Publikum für Vorabendseriendialoggebrabbel à la „Ich habe es mir irgendwie angewöhnt, alles an Dir zu bemerken.“ Hach, klingt das herrlich zugewandt, zurückgeworfen aus dem lauwarmluftgefüllten Hohlraum real so niemals ausgesprochener Blubberblasen, bestenfalls landend im sehnenden Selbst eigener gefühlsmäßiger Unterfütterung!

Es wurde also genug Zielgruppenpotential ausgemacht und bedient, um glatt vergessen zu machen, wie kläglich Mckenna Grace am Mimen herausfordernder Zustände – besoffen, bekifft, verzweifelt – scheitert, während ihren Charakter Clara statt Trauer ungleich mehr bewegt, daß Miller sie auf Instagram entfolgte. Egal auch das vor entnervend-omnipräsenten Sphärenklängen gellende Product Placement; offenbar hat die klebrige Coke-Konkurrenz einen Geldkoffer überreicht. Sein ärgstes Ärgernis verantwortet der Film hingegen nicht direkt, die Schuld an grollendem Grundzynismus trifft Romanvorlagentipperin Colleen Hoovers Moralauswurf: Erst, nachdem die beiden bösen Liebenden durch den Tod bestraft sind, können die guten Liebenden nebst nun erweiterter Familie zusammenkommen. Hoover, Sie haben ein Problem.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...

All das Ungesagte zwischen uns ab heute im Kino in Leipzig