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Allein unter Nachbarn

Wenn schon fies, dann richtig!

Na Gott sei Dank! Álex de la Iglesia ist (trotz des halbgaren PERDITA DURANGO) einer, der noch immer frech und kühn genug ist, draufzuhalten, während andere im sozial-politisch korrekten Bücklingsgalopp abblenden. Wenn schon fies, dann richtig!

Dabei ist seine Heldin Julia doch nur zu gut zu verstehen. Sie ackert sich den Wolf als mäßig erfolgreiche Wohnungsvermittlerin, hat einen griesgrämigen Ollen an der Backe, und dann plötzlich küßt sie eine der knappen Gerechtigkeiten des Lebens: in einem von ihr betreuten Haus entdeckt sie die Leiche eines Mieters, und viel aufregender noch: 300 Millionen Peseten. Die gehören ihr, völlig klar, wem sonst? Das sieht die intrigante Nachbarschaft des Verblichenen ein ganz kleinwenig anders, denn schon lange fiebern sie dem Tod des Alten entgegen, um sich die Kohle zu teilen. Sie wissen allerdings nicht, wo er sie verkramte. Julia ist also erstmal im Vorteil, doch schnell geht es drunter und drüber. Da wird geschlagen, gemordet, gevögelt - trotz des in Aussicht stehenden aber gefährdeten Reichtums verfällt unsere Julia dem schmierigen Charme eines Schleimspaniers mit offenem Kragen. Doch auch der wird die Kämpfernatur nicht bremsen. Als es zum Schluß ganz böse für sie aussieht, kann eigentlich nur noch Darth Vader helfen. Logisch.

Eine irrsinnig witzige Tour de Gier, die Iglesia da in optischer Perfektion und kauziger Erzählschnodderie hinauspulvert. Ihm geht es nicht darum, sämtliche Facetten zu bemühen, um schön böse zu erscheinen. Er ist sauböse! Während jedes zweite schwarzhumorige Film-chen allenfalls müde anthrazit schimmert, liefert Iglesia erstklassiges Gallekino! Das Publikum muß schon hin und wieder schlucken und die Stellung halten, indem es sich einredet: naja, das hat er aber jetzt nicht so gemeint. Hat er doch!

Originaltitel: LA COMMUNIDAD

Spanien 2000, 106 min
Verleih: Arsenal

Genre: Satire, Schräg

Darsteller: Carmen Maura, Eduardo Antuna, Jesus Bonilla

Regie: Álex de la Iglesia

Kinostart: 10.01.02

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.