Originaltitel: STITCH HEAD

GB/D/Luxemburg/F 2025, 89 min
Verleih: Wild Bunch

Genre: Computeranimation, Kinderfilm, Abenteuer

Stab:
Regie: Steve Hudson
Stimmen: Felix Auer, Waldemar Kobus, Gerhard Jilka

Kinostart: 16.10.25

Alles voller Monster

Mob, Mob, hurra!

Es ist anzunehmen, daß im Dorf Rafferskaff brave Menschen wohnen, die brave Arbeit verrichten und allgemein brave Leben führen. Natürlich bloß, bis Munkeln und Flüstern beginnen, eine diffuse imaginäre Gefahr Realität zu werden droht, sich Feindbilder formen und verselbständigen. In vorliegendem Fall gilt der ängstliche Haß Burg Grottenow, ein nahegelegenes finsteres Gemäuer. Gerade bei Gewitter soll sich darin Schreckliches abspielen …

Tatsächlich erschafft dort ein Professor ziemlich seltsame Kreaturen, bevor er sie spontan wieder vergißt und sich direkt der nächsten Schöpfung zuwendet. Das verunsichert zurückgelassene Wesen wird derweil von Stichkopf, aus humanen Einzelteilen gebauter Junge und erste Kreation des zerstreuten Wissenschaftlers, nach Beruhigung und Reinigung bezüglich der Gegebenheiten aufgeklärt. Primär die braven Leute von Rafferskaff, welche permanent darauf lauern, sich endlich zum wütenden Mob zusammenzurotten und anzugreifen. Ergo existieren beide Parteien, erfolgreich in ultimative Furcht versetzt, strikt getrennt voneinander dahin. Doch das Auftauchen vom geldgierigen Zirkusdirektor Fulbert Freakfinder läßt die Dinge aus den Fugen geraten.

Schon der deutsche Titel spiegelt wunderbar allgegenwärtige Doppeldeutigkeit: Wer geht denn da eigentlich als Monster durch? Ein haariger, großäugiger roter Ball, der schwer sächselt (überhaupt sind Dialekte unter den schrägen Biestern relativ verbreitet)?! Oder der Hai, dessen höchstes Interesse Gute-Nacht-Geschichten gilt? So gewinnt die im Kinderfilm oft transportierte Freundschaft-und-Toleranz-Botschaft nochmals Tiefe, breitet für Außenseiter ihre schützenden Arme aus. Hinterfragt dabei, wo nur scheinbare Liebe zum Benutzen mutiert, während der einsame Stichkopf Zuneigung sucht. Sie bei Arabella findet, einem restriktiv erzogenen Lollie-Fan mit – höflich gesprochen – extraordinärem Kleidungsstil.

Ja, hier bluten Herzen ungewöhnlich intensiv, teilweise hätte man sich durchaus weniger Sinn und mehr einfach auf simplen Spaßfaktor schielenden Humor gewünscht. Wenn er auftritt, gibt’s allerdings herrlich überkandidelte Ideen genauso wie grandios trockene Sprüche. Als etwa Stichkopfs Kumpel Ungetüm zur Rettung aufbricht, räumen ihm die anderen Geschöpfe intern eher Chancen im unteren Mittelfeld ein: „Der geht drauf!“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...