Noch keine Bewertung

Black Brown White

... oder doch eher nur Schwarz und Weiß

Sein Name: Don Pedro. Sein Zuhause: der Truck, welchen er als Fernfahrer zum Beispiel nach Marokko lenkt. Sein Nebenjob: zwischen Knoblauch und Mozartkugeln eingepferchte Flüchtlinge rückwärts nach Europa schmuggeln. Risikoreich, aber halt einträglich. Eines Tages nun, Don Pedro hat gerade wieder ein paar im weiteren Verlauf nie sichtbare und somit absolut austauschbare Menschen im Laster, sitzt plötzlich diese junge, gleichzeitig verängstigte und selbstbewußte Frau mit kleinem Jungen neben ihm. Sie will sich nicht zum Frachtgut abschieben lassen, was potentiell nach Ärger riecht. Selbiger stellt sich tatsächlich auch bald ein, weil Kinder eben unberechenbar sind, ein Arzt ohne Grenzen auftaucht, der Kollege zur Erpressung schreitet und und und.

Ziemlich viel Stoff demnach, welchen der Film brav abhakt, ohne viel zu wagen. Statt Kanten gibt es Klischees, die obligatorische Liebesgeschichte ist ganz hübsch, doch letztlich abgegriffen, echte Betroffenheit weicht Kitsch. Ungute Gefühle treten zum ersten Mal auf, als das tragische Schicksal von Don Pedros im Rollstuhl sitzendem, für das Handlungsgerüst allerdings absolut irrelevantem Chef zwanghaft in den weiten Raum verbalisiert wird. Und wirklich, so geht es weiter. Wenn unser Don Sachen rausschleudert wie „Kriminell ist das System!“, kriegt zum Glück sogar das voneinander abgelenkte Pärchen in Reihe 15 mit, worum es hier gehen soll.

Für den Zuschauer bedeutet dies: auf dem Beifahrersitz Platz nehmen und sich in sicherer Gewißheit dessen, daß alles gleichzeitig vorhersehbar bleiben und schon irgendwie gut wird, mit sauber abgeschliffenen Problemen konfrontiert sehen, während draußen die Landschaft vorbeirauscht. Immerhin macht Letztere unheimlich was her, man möchte in den pittoresken Aufnahmen versinken, sich am perfekten Spiel mit Licht und Schatten berauschen, bis selbst dort Überdruß einsetzt.

Tja, und dann? Annäherungsversuche schmettern die zwar ansprechend gemimten, indes zu grob gezeichneten Figuren ab, wobei primär Wotan Wilke Möhring zur wandelnden Gutmenschenschablone mutiert, politische Korrektheit mit Agitationspotential verstärkt das nach außen Getragene, inhaltliche Didaktik rückt stetig in den Vordergrund. Wie erwähnt: viel Stoff, gut gemeint ohnehin. Leider jedoch mutlos genug vernäht, um ein bloß mittelmäßig kleidsames Gewand draus zu schneidern.

Österreich 2011, 107 min
Verleih: NFP

Genre: Drama

Darsteller: Fritz Karl, Clare-Hope Ashitey, Wotan Wilke Möhring, Karl Markovics, Francesc Garrido

Regie: Erwin Wagenhofer

Kinostart: 15.12.11

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...