Originaltitel: LA GATTA CENERENTOLA

I 2017, 86 min
FSK 12
Verleih: Missing Films

Genre: Zeichentrick, Thriller

Regie: Allesandro Rak, Ivan Cappiello, Marino Guarnieri, Dario Sansone

Kinostart: 27.09.18

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Cinderella The Cat

Aschenputtel im Retro-Future-Look

Singende Gangster, durch die Luft schwebende Hologrammfische, ein visionärer Erfinder, der die falsche Frau heiratet, ein aus Schmerz verstummtes Mädchen, ein riesiges Schiff voller Technikspielereien im Hafen von Neapel irgendwann in der Zukunft, die jedoch aussieht wie die 20er Jahre, Schuhe aus Kokain, schöne Frauen im Glitzerfummel, viele Tote, noch mehr tragische Lieder … Und am Ende fliegt alles in die Luft! Der Animationsfilm CINDERELLA THE CAT ist wahrhaft eine wilde Mischung, oder vielmehr – ein Rausch. Die italienische Variante der Aschenputtelmär, die auf den Neapolitaner Giambattista Basile zurückgeht, wurde kräftig im Geschichtenmixer durchgerührt.

Herausgekommen ist eine dystopische Fabel für Erwachsene. Darin sind die Motive und Figuren des Volksmärchens mit einer grellen, extrem stilisierten Animation überzogen. Entsprechend ist die Kamera ständig in Bewegung, dreht sich um die Figuren, zoomt in einem schwindlig machenden Taumel rein und sofort wieder raus. Schnelle, harte Schnitte springen zwischen einer Vielzahl an Protagonisten hin und her, da bedarf es einiger Konzentration, um den Überblick zu behalten.

Die wichtigsten Figuren: Vittorio Basil hat die Vision, den Hafen von Neapel wiederzubeleben, Wohnungen und Jobs für Hunderttausende sollen entstehen. Dafür baut er ein gigantisches High-Tech-Schiff, das alles, was in seinem Inneren passiert, in Form von Hologrammen aufzeichnet. Doch ihm kommt der Bösewicht Salvatore Lo Giusto dazwischen, der die schöne Sängerin und Halbweltdame Angelica benutzt, um Basil zu ermorden. Sein Freund, der Wachmann Primo Genito, kann das nicht verhindern. Zurück bleibt Basils Tochter Mia, um die sich 15 Jahre später eine große Intrige spinnt.

Allerdings ist die Handlung im Grunde zweitrangig. Es ging dem vierköpfigen Regieteam augenscheinlich vor allem um optischen Overkill in brillant überzeichneten Bildern, die so noch nicht im Kino zu sehen waren. Da gehen die vor Melancholie geradezu triefenden Songs, an denen verschiedene neapolitanische Musiker mitwirkten, fast unter. Sie künden von der zerrissenen Seele einer Stadt, die wie keine andere für Glanz und Verfall Italiens steht. Und so ist dieses retro-futuristische Thriller-Märchen zugleich Liebeserklärung und Abgesang auf diesen jahrhundertealten, menschenverschlingenden Moloch namens Neapel.

[ Dörthe Gromes ]