D 2017, 95 min
FSK 6
Verleih: jip

Genre: Dokumentation

Regie: Oliver Kyr

Kinostart: 26.04.18

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Citizen Animal

Das Leid der Tiere

Wir essen sie, wir jagen sie, wir quälen sie, wir stecken sie in Kampfarenen: Hunde, Katzen, Pferde, Vögel, Meerestiere ... Der Filmemacher Oliver Kyr schließt in seinem Film kaum eine tierische Spezies aus. Den Tieren auf unserer Welt geht es schlecht, der Mensch behandelt sie schlecht. Das zeigt CITIZEN ANIMAL eindrücklich. Verwahrloste Hunde hausen in Abrißhäusern, ein Schäfer überläßt seine Herde sich selbst, so daß die kranken Tiere einsam sterben. Kühe schauen geradewegs in ein Bolzenschußgerät. Diese Bilder sind bekannt, in Zeiten von Massentierhaltung und Fleischüberproduktion aber aktueller denn je. Und weil Kyr nicht nur Regisseur, sondern auch Aktivist ist, soll der Film ein Wachrütteln, ein Fingerzeig auf eine große Tragödie auf unserem Planeten sein.

In einem Dorf in Spanien wurden Hunden und Katzen die Bürgerrechte verliehen. Fasziniert von der Idee, nimmt Kyr Frau, Kind und Bus und fährt quer durch Europa, um Tierschutzaktivisten, Anwälte und Wissenschaftler zu treffen. Sie alle fordern bessere Tierschutzgesetze und mehr Rechte für Tiere. „Tiere sind die größte Minderheit und am wenigsten geschützt“, sagt der Schweizer Anwalt Antoine Goetschel. Das ist alles sehr interessant, und der Film ist mit wichtigen Fakten gespickt: Jedes Jahr sterben 100 Menschen durch Tigerangriffe, zehn durch Haiattacken. Der Mensch aber tötet 56 Milliarden Nutztiere, also etwa 3000 in jeder Sekunde. Todesursache Nummer 4 sind Tierversuche.

Und trotzdem kratzt Kyr nur an der Oberfläche. Allein für Kamera, Regie und Schnitt verantwortlich, schneidet er wiederkehrend Autofahrten, Tieraufnahmen und zu lange Interviewsequenzen aneinander. Filmisch plätschert es vor sich hin. Inhaltlich hält Kyr zu wenig Distanz. Wir sehen einen Affen und eine Stimme, die fragt: „Wer hat die Gesetze gemacht? Und wer von uns war dabei?“ Hier liegt die Krux des Films: Denn obwohl es um die Frage geht, wie man Tieren ein artgerechtes Leben ermöglicht, vermenschlicht der Regisseur seine Protagonisten.

Tiere verfassen aber keine Gesetzbücher, sie leben auch nicht dauerhaft in Harmonie miteinander – wie im Film behauptet. Sie fressen und töten auch einander. Immer wieder werden Ideen angerissen, aber nicht zu Ende gedacht. Wenn zum Beispiel über das Wahlrecht von Tieren gesprochen wird. Was bedeutet es, wenn Hunde und Katzen Bürgerrechte besitzen? Über die Werbebotschaft, daß Tiere ein besseres Leben verdienen, kommt der Film leider nicht hinaus.

[ Claudia Euen ]