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Close Up Kurdistan

Von Leid und Kampf eines Volkes

Das Vorhaben, Bilder gegen das Vergessen zu schaffen, die gleichzeitig Mahnung und Aufruf zu weiserem zukünftigen Handeln sind, kann einen Dokumentarfilm leicht in Gefahr bringen, mehr Botschaft als Film zu sein. Umso höher ist es dem kurdischen Regisseur Yüksel Yavuz anzurechnen, daß CLOSE UP KURDISTAN trotz dieses hohen Anspruchs und einer eindeutigen politischen Position nicht zum puren Argument geworden ist, sondern eine lebendige, mitreißende Nachforschung zur Vergangenheit und Gegenwart der Kurden darstellt.

Daß das analytische Element gegenüber dem emotionalen obgleich der aufreibenden Thematik nicht untergeht, verdankt Yavuz auch seinen Protagonisten, die trotz allem Leid, das sie erfahren haben, stets reflektiert und haßfrei ihre Erfah-rungsberichte wiedergeben. Die Gespräche mit dem Wissenschaftler Ismael Besikçi, der 17 Jahre Haft für seine Beschäftigung mit der kurdischen Kultur ertragen mußte, und dem Lehrer Orhan Miroglu, Ende der 80er beinahe bei einem Attentat des türkischen Nachrichtendienstes JITEM auf den Schriftsteller Musa Anter getötet, bilden dabei das stilprägende Zentrum der packenden Interviews. Yavuz beleuchtet mit seinem Film natürlich auch die eigene Identität und Hintergründe. Dies integriert er filmisch, indem er seine Eltern in die Gruppe seiner porträtierten Landsleute einreiht. Die Illusion, daß man als Dokumentarfilmer, gerade bei einer so persönlichen Thematik, das Subjektive außen vor läßt, versucht Yavuz also gar nicht erst aufzubauen.

Ergänzt werden die aufschlußreichen Gespräche durch atmosphärische Reiseaufnahmen der Kurdengebiete, Fotos von Opfern der Suppression und Archivbilder von türkischen Militäreinsätzen im Krisengebiet. Die für Außenstehende unbegreifliche Verleugnung einer ganzen Kultur bebildert Yavuz zudem durch unkommentierte Aufnahmen aus einem türkischen Internat, wo zur Aufopferung für das Vaterland gedrillt wird und die Kurdenkinder gänzlich von ihren Wurzeln entfremdet werden sollen.

Berücksichtigt man die jahrzehntelange Unterdrückung kurdischer Kultur in der Türkei, ist wohl auch zu entschuldigen, daß der Film an manchen Stellen mit folkloristischer Musik etwas überfrachtet ist. Eines der wenigen Mankos einer erinnerungswürdigen Dokumentation. Das Vorhaben, Bilder gegen das Vergessen zu schaffen, die gleichzeitig Mahnung und Aufruf zu weiserem zukünftigen Handeln sind, kann einen Dokumentarfilm leicht in Gefahr bringen, mehr Botschaft als Film zu sein. Umso höher ist es dem kurdischen Regisseur Yüksel Yavuz anzurechnen, daß CLOSE UP KURDISTAN trotz dieses hohen Anspruchs und einer eindeutigen politischen Position nicht zum puren Argument geworden ist, sondern eine lebendige, mitreißende Nachforschung zur Vergangenheit und Gegenwart der Kurden darstellt.

Daß das analytische Element gegenüber dem emotionalen obgleich der aufreibenden Thematik nicht untergeht, verdankt Yavuz auch seinen Protagonisten, die trotz allem Leid, das sie erfahren haben, stets reflektiert und haßfrei ihre Erfah-rungsberichte wiedergeben. Die Gespräche mit dem Wissenschaftler Ismael Besikçi, der 17 Jahre Haft für seine Beschäftigung mit der kurdischen Kultur ertragen mußte, und dem Lehrer Orhan Miroglu, Ende der 80er beinahe bei einem Attentat des türkischen Nachrichtendienstes JITEM auf den Schriftsteller Musa Anter getötet, bilden dabei das stilprägende Zentrum der packenden Interviews. Yavuz beleuchtet mit seinem Film natürlich auch die eigene Identität und Hintergründe. Dies integriert er filmisch, indem er seine Eltern in die Gruppe seiner porträtierten Landsleute einreiht. Die Illusion, daß man als Dokumentarfilmer, gerade bei einer so persönlichen Thematik, das Subjektive außen vor läßt, versucht Yavuz also gar nicht erst aufzubauen.

Ergänzt werden die aufschlußreichen Gespräche durch atmosphärische Reiseaufnahmen der Kurdengebiete, Fotos von Opfern der Suppression und Archivbilder von türkischen Militäreinsätzen im Krisengebiet. Die für Außenstehende unbegreifliche Verleugnung einer ganzen Kultur bebildert Yavuz zudem durch unkommentierte Aufnahmen aus einem türkischen Internat, wo zur Aufopferung für das Vaterland gedrillt wird und die Kurdenkinder gänzlich von ihren Wurzeln entfremdet werden sollen.

Berücksichtigt man die jahrzehntelange Unterdrückung kurdischer Kultur in der Türkei, ist wohl auch zu entschuldigen, daß der Film an manchen Stellen mit folkloristischer Musik etwas überfrachtet ist. Eines der wenigen Mankos einer erinnerungswürdigen Dokumentation.

D 2007, 104 min
Verleih: Mîtosfilm

Genre: Dokumentation, Polit

Regie: Yüksel Yavuz

Kinostart: 17.01.08

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...