Originaltitel: PRIME

USA 2005, 105 min
Verleih: Tobis

Genre: Komödie, Liebe

Darsteller: Meryl Streep, Uma Thurman, Bryan Greenberg

Regie: Ben Younger

Kinostart: 19.01.06

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Couchgeflüster

Gefahrloses mit Starbesetzung

Mit diesem Film können Sie nichts falsch machen. Sie lehnen sich einfach entspannt in die Polster, hören auf, mit der Popcorn-Tüte zu rascheln, stecken die Coke in die dafür vorgesehene Halterung und schon kann’s losgehen. Rafi lernen Sie zuerst kennen. Frisch geschieden, findet sich die 37jährige bei ihrer Therapeutin ein mit dem Begehren, sich ihres neuen Lebens zu vergewissern, indem sie es ein bißchen beredet. Zum einen weiß sie nicht, wie dieses nun aussehen soll. Das Appartement ist schön, und der Job in der glitzernden Modewelt versichert sie guter Einkünfte. Aber sonst? Rafi rückt außerdem mit einem Problem heraus, daß sie selbst überrascht. Eine halbe Stunde nach ihrer Scheidung nämlich fällt ihr ein, daß sie sich ein Kind wünscht.

Nun, ehe Sie sich’s versahen, haben Sie auch Dr. Lisa Metzger kennengelernt, die Therapeutin. Diese sitzt nur unweit entfernt von der Couch, auf der sich Rafi regelmäßig aufhält, mal lümmelnd, mal im Schneidersitz und mal ganz angespannt. Dr. Lisa Metzger ist ein Mütterchen-Typ, und deshalb verspürt sie große Verantwortung. Zuerst rät sie Rafi zu "Dates, Dates, Dates", und diese, ganz folgsame Patientin, zieht los und verliebt sich prompt - in einen 23jährigen. Dr. Metzger bestärkt sie darin, die Beziehung zu erproben. Das Blatt allerdings wendet sich, als sie erkennt, daß der jugendliche Lover der zu behandelnden "Psychopatin" ihr eigener Sohn ist ...

Der hierzulande wohl noch recht unbekannte Regisseur Ben Younger ist ein Pragmatiker, einer, der sein Handwerk versteht und seinen Film perfekt inszeniert. Mit Meryl Streep und Uma Thurman hat er außerdem zwei großartige Schauspielerinnen vor die Kamera bekommen, deren Szenen die aufmunterndsten, weil stärksten in dieser Komödie sind. Der Plot dagegen - im Grunde lautet die Frage, ob große Liebe auch eine Beziehung ermöglicht - muß sich durch allerlei aufgesetzte Späße selbst bei der Stange halten. In der Erinnerung des jugendlichen Lovers David taucht so immer wieder die jüdische Großmutter aus der Einwanderer-Generation auf, die sich stoisch mit einer Pfanne auf den Kopf zu schlagen pflegte, um ihrem Unbill Ausdruck zu verleihen. Bitte unterlassen Sie es, dies nachzuahmen, falls Sie den Film selbst ausgesucht haben.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.