Originaltitel: THE WATER DIVINER

Australien/USA/Türkei 2014, 111 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Drama

Darsteller: Russell Crowe, Olga Kurylenko, Yilmaz Erdogan

Regie: Russell Crowe

Kinostart: 07.05.15

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Das Versprechen eines Lebens

… und das eines Films

THE WATER DIVINER (frei übersetzt: „Der Wünschelrutengänger“) heißt der Film im Original, der jetzt als DAS VERSPRECHEN EINES LEBENS ins deutsche Kino kommt. Was pathetischer, ein bißchen aufgeblasen auch klingt, aber damit recht gut einen Wesenszug an Russell Crowes Spielfilmregiedebüt spiegelt. Auch wenn „Der Wünschelrutengänger“ für selbiges durchaus angemessen als Titel gewesen wäre. In mehrfacher Hinsicht.

Australien 1919: Joshua Connor heißt der Farmer, der in der Einsamkeit des Outbacks sein Land bewirtschaftet. Eine Gabe hilft ihm dabei: eine ausgeprägte Sensitivität, ein inneres Gespür, das mitunter schon prophetische Züge bekommt. Und das beim Erspüren von Wasseradern ebenso beste Dienste leistet, wie bei der Suche nach seinen drei Söhnen. Nach seinen drei toten Söhnen, wohlgemerkt.

Denn von dieser Suche erzählt DAS VERSPRECHEN EINES LEBENS – und vom Wahnwitz jener Erster-Weltkriegs-Schlacht auf Gallipoli, in der sich 1915 türkische und australische Soldaten ein barbarisches Blutbad lieferten, in dem auch Joshuas Söhne ihr Schicksal ereilte.Und es gehört zu den zweifellos starken Momenten dieses Films, wenn Joshua (gespielt von Crowe selbst, als Leidensmann ungebrochener Vitalität) über diese im wahrsten Sinne Schädelstätte stapft, zu der Gallipoli wurde. Dort, wo jetzt englische Soldaten versuchen, systematisch die Toten zu bergen, wandelt Joshua – halb Besessener, halb Seher – und findet tatsächlich die Stelle, an der seine Söhne liegen. Allerdings nur zwei. Ein Versprechen auf Hoffnung?

Ja, das ist eindringlich. Wie auch jene Szene einer Rückblende ins Kriegsgeschehen, wo nach der Schlacht die Schreie der Verwundeten fast wie ein beschwörend dissonanter Chor Sterbender in den nächtlichen, bedrückend schönen Mittelmeerhimmel aufsteigen. Mehr als jede Kampfsequenz läßt das ahnen, was Krieg bedeutet. Da ist Crowe ein dichter, starker Moment gelungen. Der sich allerdings einbettet in eine Inszenierung, die zu oft wirkt, als arbeite der Regisseur selbst als eine Art Water Diviner. Auf der Suche nach der Ader, die es anzuzapfen gilt, auf daß die Emotionen sprudeln. Indes: Zu plump gerät da vieles, zu kalkuliert. Und reden wir nicht von der Liebesgeschichte zwischen einer türkischen Hotelbetreiberin und Joshua, die dann gänzlich etwaiges Sprudeln zum blasigen Blubbern werden läßt. Womit das Versprechen, das der Film gibt, nur bedingt eingelöst wird.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.