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Dead Man Down

Doppelt hält nicht immer besser

Gangsterboß Alphonse ist gestreßt. Seit Monaten klauen ihm seltsame, kryptische Botschaften eines Unbekannten den Nerv. Bedrohlich wirken diese Botschaften, in Folge gelesen scheinen sie sich zur Chronik eines angekündigten Todes zu verfügen. Des Todes von Alphonse nämlich, der darüber zunehmend um sich beißt. Das Maß ist voll, als einer der Gefolgsleute in Alphonses Villa abgemurkst in der Gefriertruhe liegt.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Nils Arden Oplev, der 2009 mit seiner Verfilmung von VERBLENDUNG Aufsehen erregte, für eine Hollywood-Produktion die Regie übernehmen würde. Unzählige Drehbücher seien diesbezüglich auf seinen Schreibtisch geflattert, und daß Oplev sich schließlich für DEAD MAN DOWN entschied, scheint wenig überraschend. Man muß fast etwas grinsen, eingedenk der Tatsache, daß VERBLENDUNG vor allem auch deshalb so gut funktioniert, weil darin das Motiv der Rache so perfekt wie spekulativ ausgereizt wird. DEAD MAN DOWN greift dieses Motiv auf – und bietet es gleich als Doppelung an. Doppelt hält besser, wurde da wohl gedacht. Womit man irrte.

An der Story allerdings liegt das nicht, da hat Oplev mit seiner Wahl durchaus erst mal guten Instinkt bewiesen. Also: Boß Alphonse holt zum Gegenschlag gegen Unbekannt aus. Beißt – also schießt – um sich. Einer der Männer aus seiner Crew, der das wiederum besonders treffsicher kann, ist Victor. Ein Einzelgänger, dem sich indes sanft Nachbarin Beatrice nähert. Doch sonderlich romantisch ist deren Intention dafür nicht. Beatrices Gesichtshälfte ist entstellt von einem Narbengeflecht, für das noch jemand eine Rechnung zu bezahlen hat. Und zwar mit seinem Leben – so will es Beatrice. Die Rechnung eintreiben soll Victor. Schließlich hat Beatrice gesehen, wie der einen Mann ermordete. Und das ziemlich rabiat und gekonnt …

Und auch wenn DEAD MAN DOWN nicht halb so raffiniert gebaut ist, wie er mitunter behauptet, sei es an dieser Stelle mal genug mit weiteren Inhaltsangaben. Nur so viel: Viktor und Beatrice sind die Racheengel im Doppelpack, zwei Wege der Vergeltung die sich kreuzen. Das aber leider etwas unausgegoren. Liegt an der Regie, die dunkle Stimmungsbilder malt, aber sie als bloße Illustration im Leeren hängen läßt. Sich nicht entscheiden kann zwischen Noir-Drama oder Räuberpistole mit B-Film-Charme. So hat DEAD MAN DOWN von beidem ein wenig und von nichts etwas richtig. Daß man das bedauert, spricht für den Film.

Originaltitel: DEAD MAN DOWN

USA 2012, 110 min
FSK 16
Verleih: Wild Bunch

Genre: Thriller

Darsteller: Colin Farrell, Noomi Rapace, Terrence Howard, Isabelle Huppert, F. Murray Abraham

Regie: Niels Arden Oplev

Kinostart: 04.04.13

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.