Originaltitel: THE BABADOOK

Australien 2014, 94 min
FSK 16
Verleih: Capelight

Genre: Horror, Drama

Darsteller: Essie Davis, Noah Wiseman, Daniel Henshall

Regie: Jennifer Kent

Kinostart: 07.05.15

Noch keine Bewertung

Der Babadook

Punktsieg fürs Buch

Wer der Babadook ist? Tja, wie kann man den beschreiben? Als Gestalt im nachtschwarzen Ornat. Mit bleichem Gesicht. Mit Augen, weit und groß (damit er Dich besser sehen kann). Mit Händen wie Krallen (damit er Dich besser packen kann). Und mit einem reißzahnbewehrten Grinsemaul (damit er Dich besser fressen kann). So sieht er aus, der Babadook. Und wenn der an Deine Tür klopft, dreimal hintereinander (so klingt das dann: ba-ba-dook), dann möge Gott Dir gnädig sein, denn der Babadook ist es nicht.

Muß man das symptomatisch finden? Da sitzt man in Jennifer Kents Horrorfilm DER BABADOOK, und das einzig wirklich schaurige, um nicht zu sagen beängstigende, Element darin ist ein Pop-Up-Buch. Eins, das perfiderweise vorgibt, für Kinder gedacht zu sein und dabei vom bösen Babadook erzählt. Der 8jährige Samuel hat es gefunden, und daß das Buch den Jungen so in Angst versetzt, hat nichts damit zu tun, daß der kleine Kerl ein schwieriger Sonderling und auch mal aggressiver Außenseiter mit überreizter Phantasie ist. Eher liegt es wohl an seiner Mutter, die es immer noch nicht verwunden hat, daß am Tag von Samuels Geburt dessen Vater starb. Bei einem Autounfall. Auf der Fahrt zur Entbindung ins Krankenhaus.

Zweifellos eine brauchbare Exposition für einen Horrorfilm: die traumatischen Schatten, in denen das Grauen wächst, das sich verselbständigt, hin in einen Wahnsinn, der mörderisch ist und sich zu personifizieren scheint. Auferstehend als das Böse, heraus aus einem Buch (Design: Alexander Juhasz), welches, um es noch mal klar zu sagen, die wirkliche Attraktion dieses Films ist. Weil dieser sich nämlich recht schnell an allzu obligate erzählerische Attribute der Horror-Konventionen verschenkt. Was BABADOOK zwar noch nicht zum schlechten Film macht, aber ziemlich genau spüren läßt, daß hier eine Geschichte unter ihren Möglichkeiten bleibt. Auch, weil durch besagte Attribute die stimmige Atmosphäre immer wieder zerstört wird. Etwa, wenn das Telefon klingelt und schmierentheaterhaft unheilvoll eine Babadook-Stimme derart daherkrächzt, daß man dem Kerl fast ein Fisherman’s Friend anbieten möchte.

Und aus genau solchen Gründen bleibt dann hier eben vor allem das Blättern im Babadook-Buch der Garant für den Grusel im BABADOOK-Film. Und ja: muß man nicht, kann man aber symptomatisch lesen. Als Kommentar zur Qualität des Horror-Kinos unserer Tage.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.