Originaltitel: THE PRINCE & ME

USA 2004, 110 min
Verleih: Universum

Genre: Liebe, Teenie

Darsteller: Julia Stiles, Luke Mably, Miranda Richardson, James Fox

Regie: Martha Coolidge

Kinostart: 20.05.04

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Der Prinz und ich

Adlige Sehnsucht ist des Zuschauers Gähnsucht

Die Pressemitteilung jubelt, Martha Coolidges Wahl zur ersten weiblichen Präsidentin der Directors Guild Of America zeige den Respekt ihrer Kollegen. Das ist schön und weckt Vorfreude auf Mrs. Coolidges neueste Arbeit. Doch wie so oft entpuppt sich der Glaube an das Gute lediglich als ignorante Hoffnung, da sich die Geehrte, unterstützt von gleich drei Drehbuchautoren, als intime Kennerin der Regeln vermurkster Filmkunst outet.

Konkret: "Stanze Figuren aus der Schablone!" – Studentin Paiges großer Traum ist es, zur Heilung der Erdbevölkerung Ärztin ohne Grenzen zu werden, während Edvard, Kronprinz Dänemarks, im Goldenen Käfig vegetiert. Ein 0190-Werbespot für die "Hot Girls Of Wisconsin" ändert alles; der Jungadlige reist mitsamt Butler inkognito Richtung USA, den angepriesenen Verlockungen entgegen.

"Erzähle möglichst vorhersehbar!" – Schon am nächsten Abend sind sich Paige und der durch den Namen Eddie clever getarnte Prinz erstmals begegnet. Das gütige Schicksal führt unsere Helden zudem baldigst im Chemiekurs zusammen, und pubertäres Geplänkel reicht aus, Eddies Herz in den Zustand rasender Liebe zu versetzen. Paige empfindet zwar nicht ganz so viel, stellt den Blaublüter zu Thanksgiving aber trotzdem ihrer Familie vor. Ein Prinz auf dem Land, soso. "Bringe ein paar infantile Sparwitzchen unter!" – erledigt!

Weiter geht’s im cineastischen Schweinsgalopp: Jetzt muß endlich etwas hausbackene Dramatik her, also werden die inzwischen beidseitig Entflammten beim Fummeln in der Bibliothek von Paparazzi erwischt. Eddies Identität fliegt auf, Sensibelchen Paige fühlt sich abscheulich hintergangen. Damit selbst der Letzte die Tragweite des Geschehenen bemerkt, wird das bis dato sonnendurchflutete Wisconsin justament von einem Gewitter heimgesucht. "Zeige Deinem Publikum deutlich, daß Du es für bekloppt hältst!" also auch abgehakt. Was bis zum Finale noch passiert? Schätzen Sie mal!

Ohne Martha Coolidge vom rosaroten Wattewölkchen zurück in die finstere Realität schubsen zu wollen: Wenn die Innung ihre stinklangweilige Altjungfern-Phantasie zu Gesicht bekommt, wird oben angesprochener Posten wohl schnell wieder neu zu besetzen sein.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...