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Jeder Mensch hat eine Schachtel ...

Es beginnt aus einer Laune heraus. Bill, arbeitslos und weniger motiviert, als getrieben, sucht Inspirationen für seine Gehversuche als Autor. Menschen interessieren ihn irgendwie, sagt er. Doch er kennt so wenige. Also verfolgt er Fremde, stellt sich Regeln für die Beschattung auf. Niemanden zweimal zu verfolgen zum Beispiel. Er bricht die Regel und wird prompt von Cobb, einem "Opfer", zur Rede gestellt. Eine fatale Begegnung, denn Cobb ist unberechenbar.

Er bricht systematisch in Wohnungen ein, stöbert sich genüßlich durch die Habseligkeiten der Bewohner. Er weiht Bill in seinen kleinkriminellen Kosmos ein, bringt ihm bei, in den Besitztümern von Menschen zu "lesen" und ihre "Schachtel" zu finden. Jeder Mensch hat eine. Eine Kiste, in die er frei von System und Wert Erinnerungen einlagert. Als sie in die Wohnung einer jungen Frau eindringen, erkennt Bill auf Fotos die schöne Unbekannte wieder, die er seit einiger Zeit beobachtet. Ein Zufall? Noch ahnt Bill nicht, worauf er sich eingelassen hat. Längst ist er eine Marionette in Cobbs perfekt geplanter Intrige.

Christopher Nolan (MEMENTO) hat sich innerhalb von fünf Jahren in die vorderste Liga der Hollywood-Regisseure katapultiert. Mit BATMAN BEGINS dürfte Nolan 2005 endgültig Kultstatus erlangen. Es ist also an der Zeit, seine früheren Werke unter die Lupe zu nehmen. Mit einer 16 Millimeter-Kamera und Studienfreunden drehte der Brite ein Jahr lang an Wochenenden sein Debüt FOLLOWING. Auch eine Art, seine Freizeit zu verbringen. Das Ergebnis, zugegeben recht kurz geraten, spricht für sich. Was als gut beobachteter Thriller beginnt, schraubt sich immer mehr zum spannenden, verschachtelten Psychoduell hoch. Die schlau konstruierte Geschichte springt effektiv zwischen den Zeitebenen umher, gibt dem Zuschauer immer nur soviel Informationen, wie er gerade braucht, um im nächsten Moment wieder verblüfft zu sein. Und Lucy Russell erinnert als blonde Femme Fatale (im doppelten Sinne) an beste Film-Noir-Zeiten.

Findigen Kinofanatikern wird auch jene Szene nicht entgehen, in der ein sehr deutlicher "versteckter" Hinweis die Brücke schlägt zu Nolans Fledermausmann-Projekt. Sollte er nun auch noch visionäre Fähigkeiten haben? Vielleicht, auf jeden Fall sorgt er für verdammt gutes Kino.

Originaltitel: FOLLOWING

GB 1998, 69 min
FSK 16
Verleih: Flax Film

Genre: Drama

Darsteller: Jeremy Theobald, Alex Haw, Lucy Russell

Stab:
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: Christopher Nolan
Kamera: Christopher Nolan

Kinostart: 24.03.05

[ Roman Klink ]