Originaltitel: FRANKENSTEIN
USA/Mexiko 2025, 149 min
Verleih: Netflix
Genre: Horror, Drama, Literaturverfilmung
Darsteller: Oscar Isaac, Jacob Elordi, Mia Goth
Regie: Guillermo del Toro
Kinostart: 23.10.25
Guillermo del Toros Kino erstickt langsam am eigenen Exzeß. Seine Neuverfilmung FRANKENSTEIN liefert das, was sich Fans vermutlich erhofft haben: allerlei bildgewaltigen Gothic-Grusel. Figuren stapfen mit Kerzenhaltern durch finstere Gemäuer. Dazu gibt es viel schaurig-blutiges Körpertheater. Aber dieses Ausstattungskino, das so großgestisch auf das Handwerkliche und Praktische verweist, hat sich in eine derart verkünstelte, aufgeblasene Kulissenschieberei verwandelt, daß Mensch und Mobiliar gleichermaßen zu reiner Deko verkommen.
Lebendig erscheint in dieser imposant anzusehenden, aber altbackenen Gruselwelt wenig. Sie reißt am ehesten in dem Kapitel mit, das den Lebensweg Victor Frankensteins nachzeichnet – von der Kindheit bis zum Größenwahn. Die Sicht seiner Schöpfung folgt im Anschluß als Kontrast. Del Toro inszeniert dabei das 19. Jahrhundert in all seinen Ambivalenzen aus archaischer Grausamkeit und wissenschaftlichem Fortschritt. Abseits des beeindruckenden Historiengemäldes läßt dieser Netflix-Frankenstein aber nennenswerte eigene Ideen und Inspirationen vermissen. Für Del Toro soll die Mary-Shelley-Verfilmung ein Herzensprojekt gewesen sein. Das sieht man seiner Detailliebe an! Aber sie kennt am Ende nur die Wiederholung alter Ideen und Warnungen vor der menschlichen Hybris und Gewalt der Aus- und Abgrenzung, von der der Regisseur wiederholt erzählt hat.
Getaucht wird das in den Kitsch einer Heiligsprechung und inneren Aussöhnung. In ihrer Traditionsliebe und behaupteten Zeitlosigkeit weiß sie allerdings wenig von der tatsächlichen Brisanz und Tragweite heutiger Schöpfungsphantasien zu vermitteln.
[ Janick Nolting ]