Originaltitel: GOOD FORTUNE
USA 2025, 98 min
Verleih: Leonine
Genre: Komödie, Fantasy
Darsteller: Aziz Ansari, Seth Rogen, Keanu Reeves, Keke Palmer, Sandra Oh
Regie: Aziz Ansari
Kinostart: 16.10.25
Unter den Engeln ist er nicht gerade der Überflieger. Dabei sehnt sich Gabriel mit den niedlich kleinen Flatterflügeln und dem melancholisch-treudoofen Blick doch so sehr danach, mal eine verlorene Seele so richtig zu retten. Also ein irdisches Leben, das im Schatten dauernden Scheiterns am Abgrund der Selbstaufgabe dümpelt, weg von diesem Abgrund und rüber ins helle Licht des Glücks zu geleiten. Doch statt für solcherlei Seelenheil-Großkaliber ist Gabriel vorrangig dafür zuständig, irgendwelche Trottel, die während des Autofahrens auf ihrem Phone daddeln, vor Unfällen zu bewahren. Mit einem routiniert sanften Schulterstups (Achtung, schau auf die Straße!). Gedankt wird ihm das natürlich nicht. Allein schon, weil Gabriel unsichtbar ist. Muß er sein, ist Vorschrift. Auf die der Engel aber pfeift, als sein Dienst ihn zu Arj führt. Einen Pechvogel, der sich redlich plagt, aus dem sozialen Jammertal, in das er geraten ist, wieder aufzusteigen. Was der Fall scheint, als er beim steinreichen Venture-Kapitalisten-Schnösel Jeff einen Job ergattert. Nur ist der Schnösel eben ein Schnösel und Arj somit den Job bald wieder los. Es ist der Moment, an dem Gabriels Engelsgeduld am Ende ist, er sich den Sterblichen zu erkennen gibt und fortan nicht nur deren Dasein gehörig durcheinanderwirbelt.
Klar: Der unsichtbare, schutzengelhafte Sozius der Inspiration, der hier quasi aus dem Himmel der Filmgeschichte herabstieg, um GOOD FORTUNE ab und an mal auf die Schulter zu stupsen, ist Frank Capras Klassiker IST DAS LEBEN NICHT SCHÖN? von 1946. Und den Engeln sei Dank: Regisseur und Arj-Darsteller Aziz Ansari hat dieses Stupsen weitgehend beherzigt, sich konzentriert und den Auffahrunfall ins Kitsch-Desaster vermieden. Was nicht heißt, daß der erzählerische Kurzschluß von Engel-Fantasy, Komödie und Sozialromanze nicht auch eine gehörige Portion Sentimentalität bereithält. War freilich auch bei Capra schon so, geht also in Ordnung.
Etwas anders sieht´s aber mit den schauspielerischen Qualitäten aus. Da muß man sagen, daß hier doch eher Geflatter im mimischen Minimalformat herrscht. Ein Blick auf die Besetzungsliste läßt es ahnen. Zum Desaster macht das GOOD FORTUNE zwar nicht, Höhenflüge sollte man aber auch nicht erwarten.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.