Originaltitel: HAIRSPRAY

USA 2007, 105 min
Verleih: Warner

Genre: Komödie, Schräg, Musik

Darsteller: Michelle Pfeiffer, John Travolta, Christopher Walken

Regie: Adam Shankman

Kinostart: 06.09.07

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Hairspray

Leidlich origineller Aufguß mit schrägen Melodien

Natürlich kann man endlos darüber debattieren, wie sinnvoll Neuverfilmungen nun tatsächlich sind. Generell darf die Remake-Entscheidung wohlwollend als künstlerische Herausforderung interpretiert werden, denn oft liegt die Meßlatte hoch, an Klassiker wagt man sich ja nun wirklich nicht leichten Herzens. Bei einem Neuaufguß eines so jungen Klassikers - ja, John Waters’ HAIRSPRAY aus dem Jahre 1988 ist wirklich schon einer - sollte man aber sorgsamer auf die Beweggründe schauen. Hier keimt ziemlich schnell das Gefühl, daß neben allgemeiner Ideenlosigkeit wohl vor allem pekuniäre Interessen als Motivation genügen mußten, schließlich orientiert sich dieses HAIRSPRAY doch auch an dem sehr ertragreichen Broadway-Musical aus dem Jahre 2002.

Das inhaltliche Grundgerüst ist natürlich gleich geblieben, doch statt in Gesprächen wird hier mehrheitlich über mal mitreißende und dann wieder kaum aushaltbare Gesänge kommuniziert. Dabei ist die erste Stunde dieses sehr campen Baltimore-Märchens durchaus temporeich und charmant gelungen: Tracy Turnblad, eine Unwucht im Plisseerock, setzt sich zunehmend durch ihre frische Art und ihr rhythmisches Gespür gegen die dürren Blondchen in der beliebten Corny-Collins-Show durch. Ihr großes Ziel ist es, Miss Teenage Hairspray zu werden. Da sie sich auf die Seite der schwarzen Teilnehmer am sogenannten "Negro Day" im Rahmen der Show schlägt, soll das im Jahr 1962 nicht ohne Konsequenzen für das Dickerchen bleiben. Große Steine wirft ihr außerdem die verbitterte Velma Vin Tussle in den Weg, Mutter ihrer Konkurrentin Amber. Aber als der schöne Link dem Pummel zuzwinkert, wissen wir, daß Amor nicht nur zielen, sondern auch tanzen kann ...

Nach dem doch sehr unterhaltsamen Einstieg geht dem Film leider die Puste aus, was auch daran liegt, daß der Tanz-Kontest unvermittelt in den Hintergrund gerät, und die Rassenkonflikte ins Zentrum rücken. Da verändert sich auch die Musik und ist plötzlich mit ihrem klebrig-heroischen Musical-Pathos eher den 80ern zugehörig. Jetzt verliert der Film das Leichte, das Schräge, da will er - im Gegensatz zu John Waters’ Arbeit - "echte" Botschaften transportieren. Das wirkt dann ziemlich anbiedernd an das aktuelle politische Korrektheitsbewußtsein.

Viel Freude dafür macht die bravourös aufspielende Michelle Pfeiffer, die sogar der Original-Velma Debbie Harry den Rang abläuft. Ein echtes Monster, ein wahres Biest, das mit einem Augenaufschlag töten kann!

Hingegen John Travolta, der als Ersatz für den unschlagbaren Divine genügen muß, durch zu viel Maske nur zu einem süßlichen Dauergrinsen in der Lage ist und dabei wie eine grenz-adipöse Miss Piggy wirkt. Außer in den Tanzszenen - da zeigt sich noch immer der legendäre Hüftschwung des einstigen SATURDAY NIGHT FEVER-Stars. Freilich jetzt in anderen Dimensionen ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.