D 2025, 104 min
Verleih: Eksystent

Genre: Drama

Darsteller: Elise Krieps, Rainer Bock, Imogen Kogge

Regie: Christina Tournatzés

Kinostart: 02.10.25

Karla

Das Unsagbare sagen

Paragraph 176 Strafgesetzbuch: „Mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr wird bestraft, wer sexuelle Handlungen an einer Person unter vierzehn Jahren (Kind) vornimmt oder an sich von dem Kind vornehmen läßt.“ Mit ruhiger Stimme trägt Karla den Passus Ermittlungsrichter Lamy vor. 12 Jahre jung ist das Mädchen und will nicht mehr länger ertragen, was sie lange schon ertragen muß: den sexuellen Mißbrauch durch den Vater.

KARLA ist die auf wahren Ereignissen basierende Geschichte einer so imponierenden wie schmerzhaften Selbstbefreiung. Oder einer Selbstermächtigung, um den heute gern verwendeten Begriff zu nehmen. Der dabei aber selten so zutreffend ist wie im Falle dieses Mädchens, das sich 1962 gegen alle familiären und gesellschaftlichen Zwänge mit juristischen Mitteln aus einem Dasein zu befreien sucht, das eine Hölle ist. Und das sich zugleich selbstbewußt und hartnäckig weigert, die expliziten Geschehnisse in dieser Hölle in expliziten Worten zu schildern. Was für Karla ein Akt seelischen Selbstschutzes ist, macht für Richter Lamy die Sache in rein beruflicher Hinsicht freilich nicht einfacher.

Wie die beiden dann um einen Weg ringen, der es Karla ermöglicht, das Unsagbare doch sagen zu können, ist der Kraftkern dieses Films. Folgt der sonst eher souverän gehandhabten Erzählkonventionen, komprimiert sich in diesen Dialogszenen das Drama zum Kammerspiel ganz eigener Qualität. Welche Rolle dabei einer Stimmgabel zufällt (man wird ihren Klang lange nicht aus den Ohren bekommen!) und wie sich Karla-Darstellerin Elise Krieps (Tochter der Schauspielerin Vicky Krieps) und Rainer Bock als Lemy schauspielerisch diesem Unsagbaren annähern, ist von eindringlicher Intensität.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.