Originaltitel: ARCTIC TALE

USA 2007, 88 min
Verleih: Universum

Genre: Natur, Dokumentation

Regie: Adam Ravetch, Sarah Robertson

Kinostart: 01.11.07

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Königreich Arktis

Vom Reibach mit abgenutzten Bildern

Wieder einmal geht es um die frostige Schönheit des Nordpols, wieder einmal beansprucht ein Naturfilm, nie zuvor Gesehenes für die große Leinwand eingefangen zu haben, wieder einmal müssen kuschelige Eisbären als Postermotiv herhalten - ein Starschnitt, der sich abgegriffen hat. Zu spät kommt der Film, zu redundant sind seine Motive, und - das Schlimmste was man einem Tierfilm nachsagen kann - es ist offenkundig, daß seine Macher entweder kein Glück oder schlichtweg keine Geduld hatten: die besseren Shots, die man eben nur mir fast an Wahnsinn grenzender Beharrlichkeit bekommt, hatte dann eben doch der vor Jahresfrist gestartete DER WEISSE PLANET.

Über 15 Jahre arbeiteten die Filmemacher angeblich an diesem Projekt, welches dennoch wie ein auf den flinken Dollar geschielter Schnellschuß wirkt. Das Problem ist dabei vielschichtig: der Film biedert sich mit einer an Unverschämtheit grenzenden Einfalt dem kindlichen Gemüt seiner Betrachter an. Daher haben die Eisbär- und Walroßbabies Namen, und jedes größer wirkende Tier seiner Art wird dann zum Onkel und zur Tante der Kleinen gemacht. Und die Märchenstunde wird - zumindest im Original - von einer mit spürbarer Schläfrigkeit geschlagenen Queen Latifah herausgeflüstert. Dabei geht es doch um ein archetypisches Thema: Zusammenhalt oder Rivalität, Fressen oder Gefressenwerden. So einfach.

Wenn man schon einen kinotauglichen Erzählrahmen spannen will, der durchaus auch einen gewissen Niedlichkeitsfaktor haben darf, dann eben bitte so kreativ wie einst bei DIE REISE DER PINGUINE. Da fühlte man mit den gepeinigten Kreaturen aus freien Stücken heraus, das mußte einem keiner mit Märchentantenstimme empfehlen. Hier nun vertrauen selbst die Macher ihren Bildern nicht - quasi das Todesurteil für einen Naturfilm. Der zusammenhanglose Schnitt tut ein Übriges, um den Betrachter entnervt zu hinterlassen - mal sind die rumtollenden Eisbären klein, im nächsten Schnitt plötzlich groß, nur um gleich wieder ...

Das ist lieblos, das ist hingestümpert, das stinkt nach schnödem Reibach. Den Ober-GAU erfährt dieses Filmchen schließlich, wenn verzweifelt versucht wird, eine lückenhafte Dramaturgie mit ewig lange rülpsenden und furzenden Walrossen wettzumachen ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.