Originaltitel: MANSFIELD PARK

GB 1999, 112 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Literaturverfilmung, Historie, Liebe

Darsteller: Frances O’Connor, Embeth Davidtz, Jonny L. Miller

Regie: Patricia Rozema

Kinostart: 20.07.00

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Mansfield Park

Überraschend bissige Austen-Adaption

Die traurigen Kulleraugen ihrer kleinen Geschwister schauen Fanny Price hinterher, als sie die ärmlichen Verhältnisse der Familie verläßt, um fortan bei den wohlhabenderen Verwandten in Mansfield Park zu leben.

Fanny wächst unter fragwürdig noblen Umständen auf, verdient doch das Oberhaupt der Familie Sir Thomas seinen Luxus durch Sklavenhaltung in der Karibik. Aber auch sonst ist in diesem fein-feudalen Haus alles koscher: die edlen Töchter sind frustig, zickig und verdorben. Sohn Tom protestiert gegen den ausbeuterischen Vater mit Alkoholattacken und die Frau des Hauses, Lady Bertram, glänzt durch immer kürzere Wachphasen ihres permanenten Opiumrauschs. Nur Edmund, der jüngste Sproß der Familie, zeichnet sich durch hohe Sensibilität aus und empfindet große Zuneigung für Fanny, frei von jeglichem Standesdenken. Doch dann kommen die Geschwister Crawford nach Mansfield Park und sorgen für einigen Trubel. Denn Henry Crawford, von Fanny instinktiv als Täuscher entlarvt, buhlt um des armen Mädchens Gunst. Ab sofort läuft nichts mehr auf ebenen Wegen...

Wer schon aufstöhnte ob einer weiteren Jane-Austen-Adaption, wird mit dieser bissigen und treffsicher inszenierten Verfilmung überrascht. Und dabei fängt alles wie gewöhnlich an: kleine Zickereien, harmlos angedeutete Obszönitäten, schwach-intrigante Unverbindlichkeiten. Doch dann zieht Patricia Rozema die Schraube an und schliert, obwohl sie Themen wie Inzest und Rassismus nur streift, nie in die Oberflächlichkeit ab, sondern nutzt diese inszenatorischen Ausflüge zur Reifung ihrer Charaktere. So werden Fannys Konflikte und ihr instinktiver Feinsinn verständlich. Sicher geht Patricia Rozema nicht zimperlich mit der Vorlage um, doch genau das macht den Reiz dieser Adaption aus. Der sich entwickelnde düstere Grundton authentisiert das nur scheinbar harmlose Geschehen in Mansfield Park zur glaubhaften Konfliktsituation.

Damit ist Rozemas Film einigen luftig-flockigen Shakespeareverfilmungen um Längen voraus.

[ David Waschek ]