Originaltitel: MEGAMIND

USA 2010, 96 min
FSK 6
Verleih: Paramount

Genre: Computeranimation, Kinderfilm, Persiflage

Stab:
Regie: Tom McGrath
Stimmen: Bastian Pastewka, Oliver Welke, Oliver Kalkofe, So

Kinostart: 02.12.10

2 Bewertungen

Megamind

Schurkenspaß mit audiovisuellen Abzügen

Es ist ein Klassentreffen-Klischee: Der Ex-Außenseiter trumpft überaschend mit „Meine Firma, mein Delphinarium, meine Model-Gattin!“ auf. Unser hiesiger Held Megamind würde da vermutlich noch „Meine Stadt!“ hinzufügen. Das vormalig gedisste Superhirn, sogleich erkennbar am voluminösen Schädel, hat sich nämlich dem Bösen verschrieben, eben endlich seinen nervtötend guten Erzfeind Metroman um die Ecke gebracht und herrscht nun über Metro City. Zusammen mit Kumpel Minion, einem knuddelig-dämlichen Fisch, verbreitet Megamind also Chaos und Angst – bis die Langeweile zuschlägt. Denn was nützt schon der verschreckteste Normalbürger, wenn kein Übermann zu seiner Rettung schreiten will? Ergo muß aus Bekämpfungsgründen ein neuer Held geschaffen werden. Doch ein dusseliges Genie wie Megamind kann selbst so ein simples Projekt bloß falsch anpacken, und schon gerät es zwangsläufig aus dem Ruder ...

Ganz so erwachsen, wie er auf dem Papier klingen mag, darf man sich diesen Animationsstreich zwar nicht vorstellen, weil ja Kindertauglichkeit zählt. Zudem wären die ständigen 3D-Spielereien um ihres Effektes willen trotz Güteklasse A verzichtbar, Gleiches gilt für den unvermeidlichen Pseudo-Comedian Bastian Pastewka in der Synchron-Hauptrolle. Solche Abstriche bei der B-Note ändern allerdings nichts an einer insgesamt gelungenen Persiflage, die noch dazu mit zunehmendem Verlauf immer wilder, mithin besser, gerät.

Ein Lob geht hier speziell ans Drehbuchautorenteam: Der Verbalhumor sitzt einfach, wobei Minion die treffendsten Gags in das mit grandioser Mimik versehene Maul gelegt wurden. Auch Reporterin Roxanne – von ihrer permanenten Entführung mittlerweile schwer angeödet und darüber hinaus offensichtlich ein Lois-Lane-Double – weiß, wie knackige Oneliner zu klingen haben. Und außerdem bietet die natürlich kaum unvorhersehbare Handlung genug Gelegenheiten, nach mehr oder weniger versteckten Reminiszenzen zu suchen, vom manchmal verdächtig auf MISSION: IMPOSSIBLE-Pfaden wandelnden Score bis hin zu einer Nostalgie weckenden „Donkey Kong“-Szene.

Zwei beherzte Prisen Emotion und Botschaft runden das Super(helden)-Menü harmonisch ab, wie es sich eben im Familienkino gehört. Nein, sonderlich gemein oder gar unmoralisch kommt die blaue Megamind-Gefahr hier nun wahrhaftig nicht daher. Aber absolut unterhaltsam. Es lebe das böse Kind im Mann!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...