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Monday

Amoklauf auf Japanisch

Es ist Montagmorgen. Ein Mann im schwarzen Anzug wacht in einem Hotelzimmer auf. Ohne Erinnerung an das, was in den letzten Tagen geschehen ist. Alles Bemühen hilft nichts: er bleibt ohne Vergangenheit. Da fällt plötzlich ein Päckchen Salz aus seinem Anzug. "Reinigungssalz", wie es nach Totenwachen in Japan verwendet wird. Und da beginnt er sich zu erinnern.

Von nun an bekommen wir in verschiedenen Episoden die letzten Tage im Leben von Koichi Takagi erzählt. Allen Erlebnissen ist eines gemein: Sie beginnen als ganz alltägliche Situation und enden im Grotesken. Auf der Beerdigung entpuppt sich der Tote so als gefährliche Bombe, vor deren Entschärfung einige Hindernisse stehen. In einem Café nimmt das ernste Gespräch mit Koichis Freundin komödiantische Züge an, und als ein Handleser schließlich die Bekanntschaft mit einer hübschen Frau vorhersagt, driftet Takagis ganzes Leben ab. So findet er sich wenige Nächte später in eben jenem Hotelzimmer wieder. Als mehrfach gesuchter Mörder, der keinen Ausweg mehr hat. Oder?

Regisseur Hiroyuki Tanaka, hier unter dem Pseudonym Sabu arbeitend, ist ein kleines Meisterwerk gelungen. Mit einer ruhigen Kamera, ohne hektische Schnitte und große Musikuntermalung arbeitend, wechseln knallharte Shoot-Outs mit brüllend komischen Momenten. Dazu etwas Gesellschaftskritik und am Ende die Klarheit: Nicht immer setzen sich gute Redner durch. Das Leben des Spießbürgers Koichi entwickelt sich langsam zu einem Horrortrip, der nur tödlich enden kann. Für ihn und seine Mitmenschen. Doch auch hier gibt es eine Entwicklung vom Wahrhaftigen zum Überzogenen, denn ist es erst die blinde Liebe die ihn leitet, bringt der Alkohol Koichi in die Hände eines ganz anderen Verführers: des Teufels.

Originaltitel: MONDAY

J 1999, 100 min
Verleih: REM

Genre: Fantasy, Thriller

Darsteller: Shinichi Tsutsumi, Yasuko Matsuyuki

Stab:
Regie: Sabu
Drehbuch: Sabu

Kinostart: 02.08.01

[ Jan Berger ]