Noch keine Bewertung

Prinzessinnenbad

Träume auf dem Großstadt-Pflaster

15 - drei Mädchen zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt. Vielleicht das prägendste Alter in der Entwicklung. Klara, Mina und Tanutscha sind genau in dieser kompakt-komplizierten Phase und doch schon einen gewaltigen Schritt weiter als ihre Altersgenossinnen. Denn sie leben in Kreuzberg, das harte Pflaster im Herzen Berlins hat auch sie abgehärtet. Ihre Kindheit im Kiez hat sie vorbereitet für eine männerdominierte Welt, trotz Abstinenz einer Vaterfigur. In ihrer Freizeit telefonieren sie mit fremden Typen per Dating-Hotline, hängen mit türkischen Freunden ab, rauchen und trinken unentwegt.

Tagsüber drücken sie die Schulbank, und hier kommen die deutlichsten Unterschiede zwischen den drei Teenies zum Vorschein: während Mina auf ihr Abi hinarbeitet und Tanutscha unbedingt ihren Abschluß machen will, geht Klara auf eine Schwänzerschule. Nebenbei leistet die frühreife Blonde Sozialstunden in einem Café, nachdem sie zweitausend Euro aus der Geldbörse ihrer Oma geklaut hat. "Für irgendwelche Arschlöcher", wie sie sagt. Insgeheim wünscht sie sich jemanden, der ihr sagt, wo es lang geht. Aber ihre Mutter verbietet ihr nur zwei Dinge: Heroin und Schwangerschaft.

Tanutscha verhandelt derweil mit ihrer Mutter über längere Weggehzeiten und erzählt in einem anderen Moment davon, wie sie sich zuletzt besinnungslos besoff. Die brave Mina scheint nicht in das Dreiergespann zu passen. Während Klara und Tanutscha um die Blocks ziehen und dabei den Männern den Kopf verdrehen, fixiert sie sich ganz auf ihren Freund, der sein Abi bereits in der Tasche hat und ein Jahr lang durch Südamerika reisen will. Doch im Mittelpunkt steht die Freundschaft der drei, die ewig dauern wird, wenn es nach ihnen ginge. Doch die jugendliche Naivität kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß jede von ihnen bereits ihren eigenen Weg geht.

Bettina Blümner ist ihnen ein Jahr lang mit der Kamera gefolgt. Die entlarvend ehrlichen Aussagen und die intimen Momente erreicht sie durch respektvollen Abstand. Dadurch daß Blümner nichts kommentiert, entsteht eine unverkrampfte Authentizität, die auch hautnah offenbart, daß die demonstrierte Stärke und der ausgestellte Zusammenhalt sehr oft eben doch nur behauptet sind.

Gottlob inszeniert Blümner nicht, forciert keine Situation. Dadurch entsteht ein angenehm realistisches Bild, das eher Milieustudie ist, als eine repräsentative Analyse der Generation Tokio Hotel.

D 2007, 92 min
Verleih: Reverse Angle

Genre: Dokumentation, Erwachsenwerden, Teenie

Regie: Bettina Blümner

Kinostart: 31.05.07

[ Lars Tunçay ]