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Side Effects

Abschiedsvorstellung mit Schräglage

Emily geht’s nicht gut. Eigentlich sogar so schlecht, daß sie einen Suizidversuch unternimmt und fortan Psychiater Dr. Banks konsultieren muß. Der verschreibt Stimmungsaufheller, ganz neu auf dem Markt, richtig heißes Zeug. Quasi sofort folgt körperliches, geistiges und sexuelles Aufblühen der jungen Frau – bis sie, ungerührt und weggetreten, einen Mord begeht. Dr. Banks steht nun im juristischen Kreuzfeuer und wendet sich hilfesuchend an Emilys frühere Ärztin. Doch hätte er das definitiv lieber unterlassen, denn ein engmaschiges Netz aus Lügen, Intrigen und Manipulation wartet bloß darauf, über ihm ausgeworfen zu werden ...

Ein düsterer Plot, den Regisseur Steven Soderbergh unter Pseudonym analog morbide bebildert und höchst stilvoll montiert, untermalt von Thomas Newmans zwischen staunend und suggestiv-fesselnd pendelnder Musik, gelegt in die Hände und Gesichter eines ansprechend aufgestellten Darstellertrios: Jude Law, beim Privatsender-Interview zum Film empathisch nach den Mühen eines Lebens als „sexy Mann“ befragt, wird jenem Status abgespannt und gebeutelt zwar kaum gerecht, spielt für seine Verhältnisse aber richtig groß auf. Noch weitaus gelungener indes Rooney Maras facettenreiche Charaktergestaltung, und die wieder oft beschäftigte Catherine Zeta-Jones darf im Schablonen-Psychotherapeutinnen-Auftritt (vermittelt durch gestrenges Haarwerk, Intelligenzbrillengestell plus Handtaschendurchschlagskraft) ebenso einigen, wenn auch relativ klischierten, Spaß an der Arbeit beitragen. Ergo alles klasse?

Nun, nicht ganz, konkret hakt die Auflösung. Klar, es ist grundsätzlich schön anzusehen, wie sich beim Katz-und-Maus-Spiel die Rollen ständig neu verteilen, bis jeder mal die Maus war, aber parallel dazu eben jeden ins Bockshorn gejagt hat. Bloß: Man ahnt die Zusammenhänge schon ziemlich früh, was das Skript, allerlei mehr oder weniger raffinierte Finten streuend, auszugleichen sucht, dabei simple Details derart aufplustert, bis das Intrigengeflecht am Übermaß der vermeintlichen Listigkeit hysterisch zu platzen droht. Gleiches gilt für den gefährlich geblähten Spannungsbogen am Rande des Zusammenfalls.

Sollte dies also, wie angekündigt, Soderberghs letzter Kinobeitrag gewesen sein, verabschiedet er sich nicht unbedingt mit einem Paukenschlag, sondern eher gediegenem Trommelwirbel. Hätte aber schlimmer kommen können ...

Originaltitel: SIDE EFFECTS

USA 2013, 106 min
FSK 12
Verleih: Senator

Genre: Thriller

Darsteller: Jude Law, Rooney Mara, Catherine Zeta-Jones, Channing Tatum

Regie: Steven Soderbergh

Kinostart: 25.04.13

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...