Noch keine Bewertung

Silent Waters

Von der Mechanik des Fanatismus

Alles ist ruhig im pakistanischen Dorf Charkhi unweit der indischen Grenze. Hier lebt Ayesha mit ihrem 17jährigen Sohn Saleem. Sie gibt Koranstunden, denn seit ihr Mann starb, muß sie die Familie ernähren. Ayesha ist glücklich, denn Saleem ist verliebt in die schlaue Zubeida und hat Zukunftsträume. Doch wie ein dunkler Schatten schiebt sich eine politische Veränderung über den Punjab.

Wir schreiben das Jahr 1979. General Zia ul-Haq gelangte durch einen Putsch an die Macht und will innerhalb weniger Monate Pakistan in einen islamischen Staat verwandeln. Islamistische Fundamentalisten machen im Dorf Station und beginnen ihre Ideen zu verbreiten. Saleem ist fasziniert von den feurigen Reden und scheinbar unerschütterlichen Idealen und läßt sich von den leeren Debatten zusehends blenden. Als indische Sikh-Pilger ins Dorf kommen, spitzt sich die Lage zu. Angesichts der ersten Zusammenstöße im Namen der Religion muß Ayesha ihrem Sohn ein Geheimnis offenbaren, welches seinen neu gefundenen "Glauben" bis ins Mark erschüttern wird.

Ursprünglich als Idee für einen Dokumentarfilm konzipiert, basiert SILENT WATERS auf realen Ereignissen im Grenzgebiet von Pakistan und Indien. Auf dem Weg zum Spielfilm wurden zur historischen Aufarbeitung zahlreiche Elemente hinzugefügt, sodaß Sabiha Sumars letztendlich ein vielschichtiges und bewegendes Drama schuf, welches sich sehr klar mit der Entstehung fanatischer Ideen auseinandersetzt. Die Beteiligung von ZDF und ARTE scheint nahezu logisch. So fremd uns Schauplatz und politische Hintergründe auch sind, so wichtig ist doch die Auseinandersetzung mit hohlen Parolen und gefährlichen politischen Ideen.

SILENT WATERS vermeidet es gekonnt, sich auf eine "Seite" zu schlagen, Moslems und Sikhs überschreiten die Moral in der Verteidigung irrationaler Prinzipien. Diesem Wahnsinn werden zwei starke Frauenfiguren entgegengesetzt. Eine ist jung genug, unvoreingenommen jeglicher Politik gegenüberzustehen. Die andere hat gelernt, mit gesundem Menschenverstand allen Idealen gegenüberzutreten.

Zu Recht wurde dieses konsequente Plädoyer für ein menschliches Miteinander in Locarno 2003 mit dem Hauptpreis geehrt.

Originaltitel: KHAMOSH PANI

Pakistan/D/F 2003, 99 min
Verleih: Academy Films

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Kirron Kher, Aamir Malik, Arshad Mahmud

Regie: Sabiha Sumar

Kinostart: 02.09.04

[ Roman Klink ]