D 2007, 90 min
Verleih: Disney

Genre: Erwachsenwerden, Teenie, Liebe

Darsteller: Jimi Blue Ochsenknecht, Julian Vinzenz Krüger

Regie: Mike Marzuk

Kinostart: 17.04.08

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Sommer

Ein arg verklemmtes Zahnspangenabenteuer

Fällt Ihnen etwas Schrecklicheres als Jugend ein? Nee? Dann haben Sie ’ne Menge gemein mit den Hühnerbrusthelden dieses Filmchens. Zumindest scheint es so, denn die noch sehr jungen Menschen ziehen Film über einen derartigen Flunsch, daß einem angst und bange werden kann. Und das in einem so sinnlich-schwül benannten Werk. Vielleicht wäre Dr. Sommer auch der bessere Titel gewesen, denn die Frage, ob man vom Wellensittichkuß schwanger werden kann, lauert hier an jeder Ecke. Will sagen, SOMMER ist ein Krampf von einem Jugendfilm, in dem es derart bieder zugeht, daß der Ausspruch der Alten, die Jugend werde immer schlimmer, einen neuen und noch schrecklicheren Anstrich als ohnehin kriegt.

Die Story ist platt wie schnell umrissen: der niedliche Städter Tim zieht von Berlin an die Nordsee, und fortan prallen Welten aufeinander: Strandshorts gegen Skaterbaggys, Sonnenjungs gegen Blaßnäschen, Sixpackboys gegen Metropolenschlaks. Als Tim auch noch dem Lars sein Blondinchen Vic ausspannt, wird das Tor zur Kino spielenden Seifenoper richtig aufgestoßen. Dementsprechend agieren auch die zum Verwechseln ähnlichen Jungmimen, jede Szene wird mit einem Lächeln oder Krausestirn beendet. Der Film ist eh nur dazu konzipiert, um eine Hysterie für ein Fliegengewicht am Lodern zu halten: Jimi Blue Ochsenknecht ist in fast jedem Bild zu sehen und damit ziemlich überfordert. Wenn eben kaum Talent nirgends, da hilft die süßeste Gusche nix. Das aber allein macht dem Film nicht den Garaus, eher weil er durch seine Bravo-Foto-Love-Story-Tauglichkeit derart fern vom Leben steht, daß einem ganz rasch die Lust vergeht und man das ohnehin für nüscht täglich in der Glotze haben kann.

Erzählt wird von 15jährigen, die sich so klemmig einen abkaspern vor dem ersten Mal, als warten sie darauf, daß der weiße Flieder wieder blüht. Altbacken, spießig und wie eine Endlosschleife aller Kuschelrock-CDs präsentiert sich dieses Zahnspangenabenteuer, bei dem sich auch so gar keine Sympathie für irgendwen einstellen möchte. SOMMER tut so als verstehe es Jugend und kommt dabei nicht einmal auf Gartenschlauchlänge in die Nähe von Filmen wie LA BOUM oder THE BREAKFAST CLUB. Zehnjährige Mädchen aus Niedertopfstedt mag diese BeeDees-Romanze ins Schwärmen und Schwanken bringen, alle klar denkenden oder wenigstens sich erinnernden Menschen schieben sie lässig ins Reich des Vergessens.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.