Originaltitel: SWEET NOVEMBER

USA 2001, 115 min
Verleih: Tobis

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Keanu Reeves, Charlize Theron, Jason Isaacs

Regie: Pat O’Connor

Kinostart: 02.08.01

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Sweet November

Die wichtigste Frage und ihre Zufallsantwort

Flimmernde Monitore wecken ihn morgens, falls er geruhte zu schlafen. Hernach klebt er sich sein Handy ans Ohr und schreit unter der Dusche: "Ich bin das Alphatier unter den Hotdogs". Die Rede ist nicht von einem Geisteskranken. Ein Werbeprofi, der hoch hinaus will, muß sich mit dem Produkt identifizieren, in diesem Fall mit einem armen Würstchen.

Der Zufall will es, daß dem seiner kostbaren Zeit Beraubten eine süße Schlumperliese über den Weg läuft. Die wäre ganz brauchbar für eine Nacht, müßte man sie nicht aus ihren selbstgehäkelten Hüllen schälen. Könnte man ihr obendrein das Maul verbieten. Denn in ihrem Oberstübchen spukt allerlei Vulgärpsychologie. Einer geregelten Arbeit nachzugehen, hält sie für pervers und ihn, den Ehrgeizling, für eine "wandelnde Fallstudie".

Der Zufall läßt unseren Hecht alsbald Job, Firmenwagen und Frau verlieren. Unwissend ob er sich in ihr Bett oder auf die rote Couch begibt, sucht der Geprellte nun Trost. Er verliert all seine Geschmacksnerven ("Möchtest du lieber veganen Speck oder vegane Wurst?") und recht bald den Verstand. Denn der Zufall, nun arg strapaziert, wandelt den Karrieristen zu einem verliebt schmatzenden Nichtstuer.

Genug des Zufalles, jetzt hilft nur noch Kalkül, glaubte ein Regisseur und begann mit dem Taschenrechner zu knobeln, in welcher Film-minute der Zuschauer das Taschentuch zücken, ab wann er sich darin schnäuzen soll. Denn die energetische Birkenstock-Besohlte, die eben noch in Begleitung etlichen Getiers Räder am Strand schlug, wird plötzlich vom Krebs heimgesucht, vom unheilbaren, ganz schlimm also. Der in Liebe Entflammte darf sich nun trollen, weil ein solcher, der ihrige Anblick doch etwas arg wäre. Immerhin gibt es ja noch den treuen Hausfreund, der zu erlesenen Travestie-Abenden lädt, sich nebenher als Intensivkrankenschwester für Krebskranke empfiehlt und - wie es der Zufall so will - auch als erfolgreichster Werbeprofi seiner Zunft.

Mit Recht, gleichwohl zufällig warf dieser Film die Frage nach dem Sinn des Lebens auf. Ein bißchen Respekt hätte seiner Antwort nicht geschadet.

[ Angela Rändel ]