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The Good Thief

Edel sei der Dieb, hilfreich und Nick Nolte!

Einst war der schöne Cary Grant ÜBER DEN DÄCHERN VON NIZZA unterwegs. Den passionierten Spieler Bob Montagnet hat es hingegen in die verqualmten Keller, Nachtbars und Amüsierschuppen des südfranzösischen Städtchens verschlagen, eine ganze Halbwelt tiefer.

Hier ist sein wirkliches Zuhause, sein Heroin-Lieferant und ein netter Bulle, der den alternden Exil-Amerikaner trotz seiner kriminellen Neigungen ins Herz geschlossen hat. "Bob, le Flambeur" nennt der Gesetzeshüter seinen liebsten Schützling, und so lautete auch der Originaltitel von Jean-Pierre Melvilles DREI UHR NACHTS, der Neil Jordan als Vorlage für diese Wiederbelebung des guten alten Edel-Krimis diente. Edel ist bei Jordan vor allem das gekonnte Spiel mit Dopplungen und Fälschungen, das auf allen Ebenen als Grundmuster durchscheint. Ein Zwillingspärchen, gefälschte Bilder, Täuschungen, Kopien - ein schlüssiges, filmästhetisches Konzept, das nicht nur die Handlung zusammenhält, sondern auch für Komik sorgt. Und weil es sich hier um ein Remake handelt, wenn auch um ein virtuos und frei mit seinem Vorgänger spielendes, darf das durchaus als kluge und amüsante Selbstironie des Regisseurs verstanden werden.

Bob läßt sich gegen alle Vernunft auf einen letzten großen Raubzug ein, der endlich seine Pechsträhne beenden soll. Zur Seite stehen ihm die alten Kumpels (einer davon ist nach der Geschlechtsumwandlung doch irgendwie neu) und ein russischer Computerfreak - auf ins Casino von Monte Carlo. Der Polizist denkt, es ginge um den Safe, die Gauner wollen die Picasso-Sammlung, und Jordan hat für seinen Dieb noch ganz andere Pläne.

Diese moderne Fälschung eines altmodischen Krimis verfügt nicht nur über Witz und Charme, sondern auch über eine Mensch gewordene Charakterfalte. Sie heißt Nick Nolte. In Bob vereint er die Eleganz des weltgewandten Superhirns mit der Underground-Rotzigkeit des Drogenwracks, schwitzt sich durch den Heroin-Entzug, flirtet mit der blutjungen Prostituierten Anne, um ihr gleich darauf wie eine echte Lady die kalte Schulter zu zeigen. Und damit Nolte den ganzen Tabak, den Alkohol und wer weiß noch was nicht umsonst in diese rauhe, tiefe Stimme investiert hat, lautet die Empfehlung: das englischsprachige Original ansehen, wo immer man es trifft.

Originaltitel: THE GOOD THIEF

Kanada/GB/F 2002, 108 min
Verleih: Solo Film

Genre: Krimi, Komödie, Gangster

Darsteller: Nick Nolte, Tchéky Karyo, Emir Kusturica, Ralph Fiennes

Stab:
Regie: Neil Jordan
Drehbuch: Neil Jordan

Kinostart: 09.10.03

[ Sylvia Görke ]