Originaltitel: THE LADY

F/GB 2011, 127 min
FSK 12
Verleih: Universum

Genre: Biographie, Drama

Darsteller: Michelle Yeoh, David Thewlis, Jonathan Raggett

Regie: Luc Besson

Kinostart: 12.04.12

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The Lady

Ein Kämpferinnendenkmal

Wie man eventuell weiß, verkündete Luc Besson 2006 seinen Rückzug aus dem Filmgeschäft. Lange hielt das Vorhaben nicht an, bereits 2009 ging’s weiter, und im Folgejahr kam die mißlungene ADÈLE. Ob er jetzt den hohen Ambitionen des aktuellen Werkes, eben THE LADY, gerecht werden konnte?

Wie der deutsche Titelzusatz verrät, geht es um „Ein geteiltes Herz“, konkret das von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, deren Lebensgeschichte im Mittelpunkt steht. Tochter eines ermordeten burmesischen Volkshelden, aber in England wohnend, erlebt sie bei einem Heimatbesuch Gewalt und Terror. Regimegegner bitten Suu Kyi, den Vorsitz einer demokratischen Partei zu übernehmen, ihre Zusage erfolgt sofort. Schnell steigt die ehemalige Hausfrau zur Oppositionsführerin auf, doch der zu zahlende Preis ist hoch – 15 Jahre Hausarrest ohne Kontakt zur Familie ...

Nun hat sich Rebecca Frayn, Verfasserin des Skripts und sonst hauptsächlich ordentlich beschäftigte Regisseurin sowie Schriftstellerin, vor allem durch Dokumentationen, Frauenporträts und Beschäftigung mit aktuellen Brennpunkten, darunter väterliche Rechte oder häusliche Gewalt, einen Namen gemacht. Man könnte daher vermuten, daß ihr Drehbuch der menschlichen Ebene mehr Gestalt verleiht als dem politischen Hintergrund. Und es stimmt: Die emotionale Tragödie dieser Frau, welche Ehemann, Kinder, das eigene Leben an den Kampf gegen das Unrecht opferte, fängt Frayn gegen Ende überzeugend ein, zumal dann auch die bislang unter ihren Möglichkeiten geforderte Michelle Yeoh beeindruckend zerrissen aufspielt.

Weit weniger tiefgründig geriet hingegen der geschichtliche Part, welchen Besson außerdem einfach bloß schön bebildert: Suu Kyi steht statuesk in der toll abgelichteten Botanik herum, hält manchmal eine Rede, verstrahlt attraktive Optik und sieht selbst nach knapp zwei Wochen Hungerstreik erstaunlich hübsch aus. Sogar Pathos bleibt nicht außen vor, wenn sie in Zeitlupe pazifistisch durch bis an die Zähne bewaffnete Soldatenhorden schwebt.

Der Respekt, welchen das britisch-malaiische Damendoppel mit französischem Regiestuhlrückkehrer Suu Kyi zollt, ist stets spürbar, zweifellos berechtigt und daher nachzuvollziehen. Doch es entsteht gleichsam der Eindruck einer alles richtig machen wollenden Verdenkmalisierung; inklusive „Nicht berühren!“-Aufforderung und recht wackeliger Substanz.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...