Originaltitel: BRIDESHEAD REVISITED

GB 2007, 133 min
FSK 6
Verleih: Concorde

Genre: Drama, Literaturverfilmung, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Matthew Goode, Ben Whishaw, Hayley Atwell, Emma Thompson

Regie: Julian Jarrold

Kinostart: 27.11.08

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Wiedersehen mit Brideshead

Viel Glamour und ein bißchen Langeweile

Oxford, 1925. Es hätte alles doch so schön dekadent, bissig, intrigenverworren und leidenschaftlich werden können, als Sebastian Flyte, der Sohn von Lord und Lady Marchmain, sich ausgerechnet die studentische Behausung von Charles Ryder aussucht, um sich seines Mageninhaltes nach einem ausschweifenden Abend zu entledigen. Die Romanvorlage von Evelyn Waugh, die Ende 1945 erschien und in England eine begeisterte Leserschaft fand, bot schließlich alles, was es braucht, um einen Kinobesuch mit Glamour zu füllen: schöne Menschen, tiefliegende innere Konflikte, familiären Zwist, amouröse Verwirrungen, und das vor der Kulisse des stattlichen Anwesens von Schloß Brideshead.

Aber Regisseur Julian Jarrold, der eigentlich schon einiges an Erfahrung in Sachen Kostümkino hat, gelingt es nicht so recht, die wunderbare Vorhersehbarkeit dieses Genres derart zu lenken, daß man mit ungeschränkter Freude dabei zusehen könnte, wie sich das Beziehungsgeflecht zwischen dem künstlerisch ambitionierten Charles und seinen neuen exzentrischen Freunden entfaltet. Matthew Goode als Charles wirkt zu blaß und wenig charismatisch, um den von neu entdecktem Reichtum und pompösem Lebensstil angefixten Mittelschichtsjüngling einnehmend zu geben. Auch der Liebesgeschichte zwischen ihm und Julia, der Schwester von Sebastian, fehlt es an bissig-verspielter Leidenschaft. Nur der junge Lord Flyte, gemimt vom ganz fabelhaften Ben Whishaw, hält, was man sich von einer haltlos verliebten Zicke erwartet. Sebastian hat sich den unschuldigen Charles als Seelenverwandten erwählt und stürzt in eine tiefe Krise, als er erkennen muß, daß dieser seine Gefühle nicht erwidert. Aber auch Julia und Charles können nicht zusammenfinden. Das weiß Lady Marchmain zu verhindern, die anders als ihr untreuer Ehemann vor allem einem huldigt: dem Katholizismus. Julia wird religiös und finanziell standesgemäß verheiratet, und erst nach Jahren trifft sie Charles auf einer Schiffsfahrt wieder.

Von nun an zieht sich die wiederaufkeimende Liebesgeschichte doch in unnötige Längen. Kurz und gut: das Wiedersehen mit Brideshead gerät ein wenig verschlafen. Die zweifellos tollen Kulissen und die prächtige Fotographie können keine schlagfertigen Dialoge ersetzen. Und genau die braucht es nun mal, um Filme der Kategorie "Jane Austen" hinreichend dahinschmelzend zu gestalten.

[ Susanne Schulz ]