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Yes I Am!

Auf der Suche nach Heimat

Adé Odukoya verließ Nigeria 1986 nachdem sein Vater heimtückisch ermordet wurde. Seine Mutter stellte ihn vor vollendete Tatsachen: Er würde mit seinen Geschwistern jetzt in Deutschland leben, einem Land, das er nicht kannte. Heute nennt er sich Adé Bantu und lebt abwechselnd in Nigeria und Deutschland.

Mamadee wurde in Altrottmannsdorf der Nähe von Zwickau geboren. Noch bevor sie zum Thälmannpionier wurde, kam die Wende. Schlimmer war jedoch die Zunahme der rassistischen Sprüche und Angriffe. Mamadee zog nach Köln, wurde Musikerin.

D-Flame rutschte als Jugendlicher in Bandenkreise hinein und landete im Knast. Erst als er seine Kindheit musikalisch verarbeitete, fand er zu einem Lebenssinn. Alle drei Musiker engagieren sich nun im Verein Brothers Keepers, gehen in Schulen, um über Rassismus im Alltag zu sprechen und geben Konzerte.

Es stößt bitter auf, daß Wolfgang Thierse in seinem kurzen Auftritt die Neuen Bundesländer als Paradebeispiel für Ausländerfeindlichkeit postuliert. Rassismus und Vorurteile beginnen im Alltag, ganz gleich, ob er bürgerlich oder proletarisch ist, ob in Ost oder West. Die Übergriffe auf Ausländer zeigt Regisseur Halfar mit großer Härte, hingegen bleiben die aggressiven Ausprägungen der Musik seiner Protagonisten unkommentiert. Auch journalistisch arbeitet Halfar nicht immer sauber. Nie weiß man, wer gerade in die Kamera spricht. Damit wird das Publikum von vornherein auf Jene beschränkt, die sich ohnehin im "Brothers-Keepers"-Universum auskennen. Das ist schade, denn YES I AM erweist sich als gut beobachtetes, einfühlsames Porträt von drei Musikern auf der Suche nach einer Heimat. Die persönlichen Schicksale von D-Flame, Mamadee und Adé Bantu werden behutsam ausgeleuchtet, ihre Kindheit kommt zur Sprache, eigene Erfahrungen mit Rassismus und schließlich das Engagement bei Brothers Keepers.

Sven Halfer verwebt immer wieder die Interviews mit Konzertszenen und Musikclips und stellt so den eindeutigen Zusammenhang zwischen den künstlerischen Beweggründen und den Musikerbiographien her. Er hält Tempo und Ton seiner Dokumentation sehr sachlich, ohne emotionslos zu wirken und formuliert den Appell an umfassende Toleranz unaufdringlich. So schafft er es, Momente der Authentizität herauszufiltern, in denen es um die Suche nach Zugehörigkeit und Heimat geht.

D 2006, 104 min
Verleih: Movienet

Genre: Dokumentation, Musikfilm, Erwachsenwerden

Darsteller: D-Flame, Mamadee, Adé Bantu, Xavier Naidoo

Regie: Sven Halfar

Kinostart: 15.02.07

[ Roman Klink ]