Joint Security Area

Nordkorea, Südkorea. Nach sieglosem Gemetzel in konträre und durch ideologische Dogmen in kommunistisch und kapitalistisch geführte Areale zersplittert, dürfte Korea einer der wenigen traurigen Orte sein, deren Eiserner-Vorhang-Status noch immer Freunde zu Feinden, Brüder zu Fremden und Menschen zu Kriegern macht. Zwischen den Staaten wurde eine sogenannte entmilitarisierte Zone geschaffen - die Joint Security Area - die zum regen Gefangenenaustausch genutzt wurde.

Sophie Jean, koreanischer Abstammung und Leutnant in der Schweiz, muß zum ersten Mal in das Land ihrer Ahnen. Sie soll einen Vorfall aufklären, der sich in der JSA ereignet hat. Ein nordkoreanischer Soldat wurde auf der Brücke zwischen gegnerischen Grenzbaracken tot aufgefunden, ein Südkoreaner liegt verwundet im Hospital. Schon bald erkennt Sophie, daß es sich hier weniger um ein rein politisches Delikt handelt, sondern sie in ein verworrenes Netz aus verbotener Freundschaft, feiger Verschwiegenheit und verlogener Soldatenehre geraten ist. Natürlich haben die Behörden kein wirkliches Interesse an einer wahrheitsgemäßen Aufklärung. Es könnte ja der bilateralen Entspannung förderlich sein ...

Sogartig zieht Park Chan-Wook die Spannungsschraube an, wenn er in brillant getimeten Bildern den Hergang der Geschehens und in raffinierten Rückblenden die wahren Hintergründe reproduziert. Er konzentriert sich auf die Gesichter, deren Verzweiflung und den oft widersprüchlichen und nur pseudo-heldenhaften Habitus der Unvereinbaren. Sophie kämpft sich in einem von Männern dominierten Dschungel aus Machowahn und Militärgedröhn schlangenartig zum Kern der Wahrheit und beweist zum Schluß mit dem Verzicht auf einen Karrieresprung wahre Aufrichtigkeit. Sie verläßt das Land, das so nicht das ihrige ist mit einem ehrlichem Gefühl in der Brust.

Selten wurde so ernsthaft, so nüchtern und zugleich mit einem sanften Anflug von Poesie im Kino von Freundschaft und demoralisierender Diktatur erzählt. Ein wahrhaft besonderer Film.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.

Originaltitel: GONGDONG GYEONGBI GUYEOK JSA

Korea 2000, 110 min
Label: Sunfilm

Genre: Thriller, Polit

Darsteller: Lee Yeong-Aeh, Kim Tae-Woo

Regie: Park Chan-Wook