Originaltitel: THE SALT PATH

GB 2024, 115 min
Verleih: DCM

Genre: Drama

Darsteller: Gillian Anderson, Jason Isaacs, James Lance, Hermione Norris

Regie: Marianne Elliott

Kinostart: 17.07.25

Der Salzpfad

600 Meilen zur Freiheit

Als Franziska Pigulla am 23. Februar 2019 unfair früh verstarb, verlor die Welt einen außerordentlich freundlichen Menschen – und Gillian Anderson ihre deutsche Stimme. Beides unersetzlich.

Man verzeihe bitte diese kleine Hommage und hätte in vorliegendem Fall trotz allen würdevollen Brokats und mysteriös-dunklen Samts, den Pigulla so einzigartig phonetisch auszurollen wußte, besser die Originalfassung gewählt, um zu erleben, wie ehrlich und berührend Anderson emotionale Kostbarkeiten sagt à la: „You’re My Home …“ Tatsächlich, nichts weniger ist jener Film: eine Gefühlspreziose. Die Beobachtung eines Paares mittleren Alters, nicht reich, dazu gesundheitlich angezählt, aber zusammen, einander wirklich verbunden statt nur in einer Beziehung. Sie heißen Raynor und Moth, haben ihr Heim und Erspartes eingebüßt, außerdem droht eine Krankheit, Moths Dasein drastisch zu verkürzen, selbst Raynor hat’s nach verständlichem Leugnen – ein Irrtum, ganz sicher – akzeptiert. Was also tun? Spontan entscheidet sich das Duo dafür, schlicht loszulaufen, entlang des South West Coast Path. Am Ende werden circa 1000 Kilometer an den Füßen kleben.

Eine wahre Geschichte, und wenn derartige Aussteigerstories auf die Leinwand kommen, sind sie gern halbspirituell aufgeladen, kreisen die Protagonisten um ihre Bauchnabel und schwenken vehement Zeigefinger. Anders Raynor und Moth, sie schrieb den hier adaptierten Reisebericht ihm zum Geburtstag nieder, eine intime Erinnerungsrückschau; warum es trotzdem zur Bestsellerstatus nach sich ziehenden Veröffentlichung kam, bleibe einfach unhinterfragt. Ebenso ignoriert wie einige Längen, etwas mangelnde Charaktertiefe ungeachtet zu vieler Rückblenden, die soßige Musik sowie fehlende letzte Konsequenz der Inszenierung, welche ihren zwei formidablen Hauptdarstellern neben angenehmer Uneitelkeit dennoch stets ordentlich gewaschenes Haar und erstaunlich häufigen Kleidungswechsel erlaubt.

Weil die zutreffende Moral, daß zum (Über-)Leben Freiheit gehört, sich vor sorgfältig komponierten Bildern dezent vermittelt und ständig zwischenmenschliche Wahrhaftigkeit aus Momentaufnahmen funkelt. Ob nun Anderson Filmpartner Jason Isaacs voller grundvertrauter Beiläufigkeit den Arm streichelt oder Raynor, zwangsweise hungernd, Moth klammheimlich Extra-Nudeln zuschustert.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...