Originaltitel: JANE AUSTEN A GÂCHÉ MA VIE

F 2024, 94 min
Verleih: Splendid/Neue Visionen

Genre: Komödie, Romantik

Darsteller: Camille Rutherford, Pablo Pauly, Charlie Anson, Annabelle Lengronne

Regie: Laura Piani

Kinostart: 16.10.25

Jane Austen und das Chaos in meinem Leben

In Mr. Darcys Fußstapfen

Ach, Agathe! Ein nötiger Stoßseufzer, welcher sich entlang der Regale einer ihr als Arbeitsort dienenden Buchhandlung schlängelt, vorbeihuscht an Kumpel Félix (pro: in jeder Lebenslage leidenschaftlicher Rotbart; kontra: käsefüßiger Womanizer) und schlußendlich auf den Seiten irgendeiner Erstausgabe still vergeht. Die Jane Austen fast ungut verehrende Mittdreißigerin möchte sich wirklich zwischenmenschlich verbinden, ein gleichermaßen verständlicher und heutzutage umsetzungsmäßig hürdenbelasteter Wunsch. Daher leider Fundament für profundes Selbstmitleid („Ich lebe einfach im falschen Jahrhundert!“), man will sie entschlossen durch- und es rausschütteln, Anschreien wäre auch okay.

Beides passiert nun nicht, doch immerhin leitet Félix einen von Agathe verfaßten Romanbeginn weiter, worauf sie zum Schreiburlaub in der „Jane Austen Writers’ Residency“ gebeten wird. Dort Austens Urururur-Großneffen Oliver kennenlernt und sofort verabscheut – unter anderem, weil beim Abschied Félix zum Gefühlsübergriff ansetzte …

Während Agathe plötzlich amouröse Wirren begegnen, lehrt ja allerlei Erfahrung: Den vor entsprechende Entscheidung gestellten Menschen zieht zwar eine überschaubare Zeitlang expressive Lebendigkeit an, er wählt final aber trotzdem die solide Sicherheit. Richtig gleichschenklig ist dieses Liebesdreieck also schon grundsätzlich nicht, allerdings so charmant gezeichnet, daß es zur wahren Freude gerät. Komplett mit an „Yumeji’s Theme“ erinnernder Tonspur-Melancholie, wenn Agathe im asiatischen Lokal einen Mann herbeiträumt, oder spitzem Geschrei, als sie vor Oliver versehentlich blankzieht. Anspruch an sogenannte große Kunst? Kaum je erfüllt. Dafür gibt’s Szenen mitten aus dem Leben, nie vergeistigt aufgebläht, obwohl sich im Kramladen Inneres entblößt und Seelenverwandtschaften erleuchten, ohne erklärerische „Jetzt reden wir über alles“-Attitüde. Unbedingt erwähnenswert da außerdem noch die Komparsenschaft in Form zweier mißmutiger Alpakas, deren aufsässiger Blick nach Spuckattacke pures Komödiengold funkeln läßt.

Um fazittechnisch im Austen-Universum zu bleiben: Stolz und Vorurteil verhindern bekanntlich vieles – hier würden sie den Spaß an bester Unterhaltung nehmen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...