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Our Idiot Brother

Ein Volltrottel zum Knuddeln

Idioten in der Verwandtschaft hat sicher jeder, allerdings dürften die Wenigsten ein so ein knuddeliges Exemplar dabeihaben wie Ned. Ned ist ein liebenswerter Bio-Bauer, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann und nichts mehr liebt als seinen Hund Willie Nelson. Allerdings landet Ned gleich zu Beginn dieser charmanten Indie-Komödie im Knast. Wie schafft man dies als pazifistischer Knuddelhippie, dem Liebe und Vertrauen über alles gehen? Nun, Ned übertreibt es etwas mit dem Vertrauen und verkauft einem Polizisten, der ihm einen Burn-Out vorgaukelt, selbstangebautes Gras. Ned wandert also für ein paar Monate hinter Gitter. Als er wieder auf seine traute Farm zurückkehren will, hat sich seine Freundin allerdings einen neuen, Sandalen tragenden Bartträger geangelt und setzt Ned vor die Tür. Ned muß vorübergehend bei seiner Mutter einziehen, bei der er es allerdings nicht lange aushält. Zum Glück hat Ned noch drei Schwestern, bei denen er nacheinander absteigt, und deren Leben er mit seiner gutmütig-trotteligen Art gehörig durcheinander wirbelt. So lange, bis die Familienbande bis zum Zerreißen gespannt sind.

Mit dem planlosen Kiffer Ned hat Paul Rudd endlich seine verdiente Hauptrolle bekommen. Bisher reserviert auf den netten Sidekick der Comedy-Stars wie etwa in BEIM ERSTEN MAL oder DINNER FÜR SPINNER, ist Rudd hier mit Bart und Zottelhaaren die Idealbesetzung des charmanten Tunichtguts. Aber auch seine Gegenüber sind in Bestform. Allen voran die Schwestern, verkörpert von Zooey Deschanel, Elisabeth Banks und Emily Mortimer, werden allen Familiengeschädigten noch lange im Gedächtnis bleiben.

Regisseur Jesse Peretz, dessen letzter Film DEIN EX – MEIN ALPTRAUM ein Totalausfall war, gelingt hier überraschenderweise ein herzerwärmendes Außenseiter-Porträt, das seine Hauptfigur komödiantisch ausreizt, ohne sie idiotisch vorzuführen. Mit der richtigen Prise Drama sorgt OUR IDIOT BROTHER zudem dafür, daß das Wort Familienkomödie mal nicht bedeutet, daß alle Altersgruppen bedient werden sollen und zum Schluß keiner auf seine Kosten kommt. Am Ende ist man sogar dazu geneigt, den eigenen Idioten in der Familie noch eine Chance zu geben. Wenn sie doch nur ein bißchen mehr auf die knuddelige Art idiotisch wären wie Ned ...

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...