Originaltitel: THE CLIMB

USA 2019, 98 min
FSK 6
Verleih: Prokino

Genre: Drama

Darsteller: Kyle Marvin, Michael Angelo Covino, Gayle Rankin

Regie: Michael Angelo Covino

Kinostart: 20.08.20

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The Climb

Männer, die sich abstrampeln

aß ein Freund das Beste ist, was es gibt auf der Welt, ist auch so ein Glaube aus jenen Zeiten, als das Patriarchat noch selbstgewiß im Sattel saß. Das ist lange her, und heute ist es allemal eher ein Symptom männlicher Selbstzweifel und deren Kompensation, wenn etwa irgendwelche Kerle sich in den Fahrradsattel schwingen, nur um strampelnd irgendwelche Höhenzüge zu erklimmen. So wie Michael und Kyle, zwei Amis, zwei Freunde und als solche zwei ­traurige, dauerredende Ritter der ­dauerbröckelnden Selbstgewißheiten, die auf Fahrradtour in Südfrankreich nicht nur ihre Körper malträtieren. Fällt Michael doch just bei einem schweißtreibenden Anstieg ein, Kyle zu gestehen, daß er mit dessen Verlobter Ava ein Verhältnis hatte. Was dann in Folge zu einigen auch absurden Verwerfungen in acht Episoden und sehr, sehr vielen Worten führt.

Michael, das ist Regisseur Michael Angelo Corvino, und Kyle, das ist sein Drehbuchautor Kyle Marvin. Womit beider Film THE CLIMB ein echt authentischer Männerfreundschaft-mit-Männerproblemen-Film ist, in dessen Zentrum Corvino/Marvin eine Art Zwei-Mann-Show zeigen, für die ein quirliges Frauen-Familie-Freund­­schafts-Surrounding die Handlungsstich­worte liefert. Was insgesamt ähnlich dynamisch funktioniert wie der Fahrradtrip bergauf, aber im Sinne einer halbwegs amüsanten Mentalitätsstudie gelegentlich für hübsche Situationskomik sorgt.

Ja, hat man sicher alles schon mal besser gesehen, früher, als auch das Kino noch fester im Sattel saß. Und doch zeigt THE CLIMB doch auch einiges Wahres darüber, wie heutige Männer sich so abstrampeln.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.