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Die Fee

... zaubert kindlich naiv gegen den Fortschritt

In Zeiten der digitalen Revolution, in denen millionenschwere CGI-Effekte das menschliche Auge im Kino stetig täuschen und uns trotz ihrer offensichtlichen Grenzen weismachen wollen, daß nichts mehr unverfilmbar ist, in diesen Zeiten lobt man sich doch jene Filmemacher, die noch mit Phantasie und in Handarbeit die alte Schule der visuellen Tricks nutzen. Eben jene handfesten Täuschungen, die noch „in echt“ vor der Kamera entstehen. Doch die Menschen, die diese olle Trickkiste auf sich nehmen, werden rar, und selbst ein Michel Gondry dreht mittlerweile lieber Bombastkino in Digital 3D. Das von der pantomimischen Kleinkunst kommende Performance-Trio Dominique Abel, Fiona Gordon und Bruno Romy aber traut sich noch was und fährt in seinem dritten gemeinsamen Film die volle Packung Old-School-Slapstick auf.

Als Fundament ihrer phantasievoll ausgestalteten Geschichte dient den drei Körperkünstlern ein Märchengerüst: Dom arbeitet als Nachtportier in einem heruntergekommenen Hotel in Le Havre, als eines Abends eine schlaksige Frau namens Fiona bei ihm auftaucht, die behauptet, eine Fee zu sein, und Dom drei Wünsche erfüllen will. Dom ist verständlicherweise skeptisch, doch als die ersten Anfragen gleich bedient werden, ist er verzaubert von dieser Fiona. Zu seinem dritten Wunsch kommt Dom allerdings nicht gleich, und Fiona und er müssen noch einige kuriose Abenteuer überstehen, bis sie sich den Wunsch des gemeinsamen Glücks erfüllen können.

Es ist wirklich herzerwärmend, mit wieviel kindlicher Inbrunst und gestalterischem Einfallsreichtum hier mit recht wenig doch allerhand Lustiges zustandegebracht wird. Da werden abgedrehte Verfolgungsjagden mit wütenden Wachmännern in bester Chaplin-Manier dargeboten, Babies von Balkonen geworfen und Hunde durch Abwasserrohre gejagt. Doch bei aller Verzückung über den skurrilen Charme der Andersartigkeit soll hier nicht verschwiegen werden, daß die Gags in diesem Potpourri aus Slapstick-, Tanz- und Märchenfilm einigen Menschen, die nicht so einfach im Kopf auf Kind umschalten können, hin und wieder als albern und plump aufstoßen dürften. Pantomime ist schließlich auch nicht jedermanns Sache.

Dennoch ist DIE FEE ein liebevoll gestalteter, eigenwilliger und irgendwie Hoffnung stiftender kleiner Film. Solange noch so ausgelassen und unverfroren auf der Leinwand herumgehampelt wird wie hier, so lange ist das den Ursprüngen verhaftete Hausmacher-Kino auch noch nicht tot.

Originaltitel: LA FÉE

F/Belgien 2011, 94 min
FSK 0
Verleih: Pandastorm

Genre: Komödie, Poesie

Darsteller: Dominique Abel, Fiona Gordon, Philippe Martz, Bruno Romy

Stab:
Regie: Dominique Abel, Fiona Gordon, Bruno Romy
Drehbuch: Dominique Abel, Fiona Gordon, Bruno Romy

Kinostart: 06.09.12

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...