Originaltitel: THE WOMAN IN BLACK

GB/Kanada 2012, 95 min
FSK 12
Verleih: Concorde

Genre: Horror, Literaturverfilmung, Drama

Darsteller: Daniel Radcliffe, Ciarán Hinds, Liz White, Janet McTeer

Regie: James Watkins

Kinostart: 29.03.12

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Die Frau in Schwarz

Schauermär mit reduziertem Schauer

Jüngere Kinogänger werden sie nicht mehr kennen, die Horrorfilmzeit vor Etablierung des sogenannten Torture Porn. Ja, da spritzte Lebenssaft nicht im Hektoliter, es gab keine Folterexzesse, nur ausnahmsweise, als letzten Ausweg, sägte/hackte/rupfte jemand nackte Frauen in handliche Portionen. Stattdessen kriegte man das Gruseln, wenn normale Puppen auf schlecht beleuchteten Dachböden aufgerissenen Auges und unbeirrt lächelnden Mundes in die Ewigkeit starrten. Klingt interessant anders, liebe Jugend? Dann nix wie rein in diesen Film. Atmosphärisch ist sie nämlich ungeschlagen, die Geschichte vom Witwer und Anwalt Arthur, welcher aus Gründen der Nachlaßvollstreckung ein Herrenhaus irgendwo am Erdzipfel besucht. Doch dann taucht eben jene schwarze Dame auf, und derweil sterben im Dorf regelmäßig Kinder ...

Auf dem Pfad zum gemein-schönen Happy End gibt’s schrille Schreie durch den Nebel. Diffus von Kerzenlicht erleuchtete Zimmer. Flackernde, alles oder nichts verbergende Schatten. Und die bereits erwähnten Puppen. Tatsächlich möchte man keinen Fuß über die Schwelle des dunklen Domizils setzen, zumindest nicht allein, selbst wenn es sogar im abgeranzten Zustand frühere Eleganz atmet, dem Ausstatter sei Dank. Indes sind Atmosphäre und Spannung halt zwei Paar cineastische Stiefel, und da drückt der Schuh ganz gewaltig.

Das liegt vor allem am Drehbuch nach Susan Hills Vorlage: Einerseits überblickt man die schrecklichen Geschehnisse inklusive Lösung zu schnell, und andererseits wäre hier eher Stoff für einen Kurzfilm rausgesprungen. So streckt denn allerhand inszenatorisches Wasser das dürre Handlungssüppchen. Zwischen zurückhaltend unblutigen und gerade deshalb ihre Wirkung kaum verfehlenden Todesszenen schleicht Arthur ergo immer und immer wieder begleitungslos durchs Gemäuer – öffnet sich der erste Raum, in dessen Inneren zur anwaltlichen Erleichterung bloß verirrtes Getier lauert, geht man schweißbeperlt mit. Nach dem dritten Mal reißen selbst ohrenbetäubende Tonspur-Schocks, diese unangenehmen Zugeständnisse an modernes Terrorkino, nicht mehr viel raus. Und bei der gefühlt zwölften tapfer aufgestoßenen Tür lockt schließlich bloß noch der Sekundenschlaf.

Die brennendste aller Fragen mag sich daher aus Gründen temporärer Unaufmerksamkeit stellen: Was wurde eigentlich aus dem Hund? Sachdienliche Hinweise zum Verbleib bitte an

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...