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Die Liebe der Kinder

Wer liebt schöner?

Alles könnte so perfekt sein, wenn nicht der Partner immer ... Und müßte der andere nicht vielmehr sein wie ... Überhaupt wäre alles viel besser, wenn er doch mehr ... Wer, der nicht mehr blutjung ist, kennt sie nicht, die vielen kleinen Kompromisse der Liebe, an denen Mensch sich ewig reibt und aufreibt, die zersetzen und in ihrer Reibungswärme jedoch auch zusammenschweißen. Und wie anders hat sich die erste große Liebe angefühlt, die nur aus Unbedingtheiten und Ausrufezeichen bestand, bevor sie an den Desillusionierungsklippen zerschellte? Danach war Mensch erwachsen.

Eine solch „erwachsene Liebe“ leben auch Maren und Robert, beide in den Vierzigern und mit begrenzten Erwartungen aneinander. Man weiß ja, es gibt keinen perfekten Partner, aber fehlt nicht vielleicht doch etwas Entscheidendes in ihrer Liebe, die bald nur noch Beziehung ist? Zumindest Maren, die intellektuelle Bibliothekarin und angehende Autorin, plagen zunehmend Zweifel, ob das schnelle Zusammenziehen mit ihrer Internetbekanntschaft Robert, dem pragmatischen Landschaftsgärtner, der lieber Dart spielt, als ins Theater zu gehen, nicht übereilt war. Und dann verlieben sich ausgerechnet ihre halbwüchsigen Kinder ineinander. Mira und Daniel machen den Eltern vor, wie man „richtig“ liebt: ohne Zweifel und Kompromisse, bedingungslos und leidenschaftlich. Bloß nicht werden wie die Eltern! Heiraten, Auswandern und das sofort. Wer braucht schon Abitur, wenn man nur liebt?

Zwar ist es eine sehr verkopfte und – wenn man so will – irgendwie typisch deutsche Versuchsanordnung, die Regisseur Franz Müller in seinem Kammerspiel DIE LIEBE DER KINDER aufbaut. Doch nimmt eine in vielen Szenen präsente, leise Ironie dem Film die Erdenschwere, und dem unaufgeregt agierenden Darstellerensemble sieht man überdies gern beim Lieben und Entlieben zu.

Am Ende reift in den Protagonisten die bittersüße Erkenntnis, daß das Glück erst dann beständig werden kann, wenn sie auch das, was am anderen fremd ist und irritiert, gelten lassen. Liebe als Offenheit füreinander.

D 2009, 84 min
Verleih: 2Pilots

Genre: Liebe, Drama

Darsteller: Marie-Lou Sellem, Alex Brendemühl, Katharina Derr, Tim Hoffmann

Regie: Franz Müller

Kinostart: 09.09.10

[ Dörthe Gromes ]