Originaltitel: AROUND THE WORLD IN 80 DAYS

GB/D/Irland 2004, 120 min
Verleih: Universum

Genre: Komödie, Literaturverfilmung, Abenteuer

Darsteller: Jackie Chan, Steve Coogan, Cécile de France, Arnold Schwarzenegger, Rob Schneider

Regie: Frank Coraci

Kinostart: 23.12.04

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In 80 Tagen um die Welt (2004)

Abenteuerkomödie ohne Abenteuer und Komik

Durch die Wolken hindurch fliegt die Kamera hinab ins London am Ende des 19. Jahrhunderts. Hier will der Erfinder Phileas Fogg die Königliche Akademie der Wissenschaften vom technischen Fortschritt überzeugen und läßt sich auf eine unglaubliche Wette ein: Er soll innerhalb von 80 Tagen die Welt umrunden. Also macht sich der Brite auf die halsbrecherische Reise, durchquert fremde Länder und begegnet den merkwürdigsten Gestalten.

Kommen Sie, schauen Sie! Ein Abenteuerspektakel mit opulenten Kulissen und Gastauftritten von Marlene Dietrich, Buster Keaton, Shirley MacLaine und Frank Sinatra ... Halt, völlig verkehrt! Heute geht es nicht um den Kinohit von 1956, sondern um die horrend teure Neuverfilmung von 2004. "Wir können es besser als Jules Verne!" ruft uns die internationale Koproduktion entgegen. Klingt an sich nicht verkehrt. Schwupps wird mal schnell der Buchklassiker von 1873 rundum erneuert und mit Ignoranz die ursprüngliche Geschichte durch den Fleischwolf gejagt. Hauptfigur des Films ist nicht mehr Phileas Fogg (warum auch?), sondern sein Diener Passepartout. Für diese Rolle konnte Jackie Chan gewonnen werden. Mißtrauisch geworden? Es kommt schlimmer.

Der wirren Story um eine geraubte chinesische Buddhafigur geht blitzschnell die Luft aus. Zudem darf man sich auf Gastauftritte von Stars wie Arnold Schwarzenegger (mit Afroperücke), Rob Schneider (Rob wer?), Owen und Luke Wilson freuen. Das Schlimmste: Chans Stunteinlagen sind tatsächlich Höhepunkte in dieser Bruchlandung, und das verstößt mit Sicherheit gegen irgendwelche Gesetze. Genug der Häme, ich bitte um Ernsthaftigkeit. Ein Teil der immensen 110 Millionen Dollar Produktionskosten kommt immerhin aus unserer Heimat. Wie konnte das schief gehen? Klar ist die Idee altmodisch. Doch der Neuaufguß stammt aus noch tieferen Schubladen - altbackener Klamauk, provinzieller Humor und Sets, die so aufregend sind wie Castrop-Rauxel bei Nacht.

Keine Angst, in die kursierenden Listen "schlechtester Filme" wird diese Flach(s)erei sicher nicht eingehen. Viel schlimmer: Bald wird sich niemand mehr an die Weltreise anno 2004 erinnern. Unweigerlich werden die früheren Filmversionen vor dem geistigen Auge erscheinen, oder gar Jules Vernes prächtig illustrierte Bücher. Und das ist gut so.

[ Roman Klink ]