D 2024, 101 min
FSK 12
Verleih: Neue Visionen

Genre: Animation, Drama, Historie

Regie: Heinrich Sabl

Kinostart: 30.10.25

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Memory Hotel

Puppentanz im Geisterhaus

Fast ein Vierteljahrhundert, 24 Jahre nämlich, hat es gedauert, bis dieser Film fertig wurde. Auf die Frage, warum es so lange währte, antwortete der Regisseur Heinrich Sabl in einem Interview lakonisch, daß Animation eben „viel Arbeit“ sei und erklärte: „Wir haben in einer sehr kleinen Gruppe gearbeitet, die sich in den Jahren natürlich immer wieder verändert hat, und so bin meist nur ich übriggeblieben.“ Doch, das ist imponierend. Und Sabls Stop-Motion-Animationsfilm MEMORY HOTEL ist das durchaus auch.

Eine Gespenstergeschichte, surreal und gleichnishaft. Die beginnt 1945, in den letzten Wochen des Krieges. Mit ihren Eltern ist die 5jährige Sophie auf der Flucht vor der Roten Armee. In einem einsamen Hotel sucht die Familie Unterschlupf. Und stößt auf den Hitlerjungen Beckmann und dessen „Dienstherrn“ Scharf, einen Nazi, der seinem Namen mehr als gerecht wird. Schnell mündet die Begegnung in der Konfrontation und einem tödlichen Handgemenge. Und löst einen gespenstischen Puppentanz aus, in dem bald auch der Russe Wassili seine tragikomische Rolle zu spielen hat.

Wie alle hier gleichsam verdammt zum Dasein in diesem Hotel, das, ähnlich dem buddhistischen Bardo, ein Reich zwischen Leben und Tod scheint. Ein Alptraumrefugium, in dem sich alles wieder und wieder um die eigene Achse dreht, wie die Trommel im Revolver beim dann prompt auch mal gespielten Russisch Roulette. Daß die Handlung dabei auch mal an Stringenz verliert, sich motivisch zu sehr um die eigene Achse dreht, gehört zu ihren Schwächen. Die aber, so geht´s manchmal zu, der dunkel somnambulen Magie dieses Films letztlich nicht wirklich was anhaben können.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.

Memory Hotel ab heute im Kino in Leipzig