Originaltitel: LADY NAZCA
F/D/CH 2025, 99 min
Verleih: Tobis
Genre: Drama, Biographie
Darsteller: Devrim Lingnau, Olivia Ross, Guillaume Gallienne
Regie: Damien Dorsaz
Kinostart: 25.09.25
Sie wissen nicht, wer Maria Reiche ist? Nun, damit sind Sie nicht allein. In Peru hingegen ist die gebürtige Dresdnerin eine Nationalheldin, ihr Geburtstag ein Nationalfeiertag. In einer Wüste im Süden des Landes fand die junge Frau Ende der 30er-Jahre etwas, das größer war als sie selbst und dem sie fortan ihr Leben widmen sollte: die kilometerlangen Linienzeichnungen (Geoglyphen) der präkolumbianischen Nazca-Kultur, die Tiere und andere Wesen darstellen. Wirklich sichtbar sind sie vom Flugzeug aus. Reiche vermutete, es handele sich um einen gigantischen astronomischen Kalender, heute ist man überzeugt, sie wurden im Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsritualen angelegt.
Das mitreißende und mit beeindruckenden Aufnahmen der kargen Wüstenlandschaft bestechende Biopic vereinfacht historische Fakten und Abläufe zugunsten einer stringenten Dramaturgie. Was an sich Jahrzehnte gedauert hat, wird auf eine kurze Zeitspanne komprimiert, komplexe Gemengelagen vereinfacht. Der Film suggeriert, Reiche habe quasi im Alleingang die Geoglyphen wiederentdeckt. Dem war nicht ganz so, die Existenz der Linien wurde bekannter, je mehr Flugzeuge die Wüste überquerten, aber es ist unbestritten Reiches Einsatz zu verdanken, daß sie systematisch untersucht und erhalten wurden. Sie verteidigte das Nazca-Erbe gegen achtlose Straßenplanungen und Bewässerungsprojekte, die es zu zerstören drohten. Als Übersetzerin eines Archäologen kommt die Deutsche nach Nazca und ist sofort von den geheimnisvollen Linien fasziniert. In der harschen Umgebung findet Reiche ihre Bestimmung, Unter spartanischen Bedingungen campt sie am Rande der Wüste und fängt an, die Linien mit einem Besen freizulegen. Kein Wunder, daß die sonnenverbrannte Gringa bald als verrückt gilt.
Der Film ist das Porträt einer Besessenen, die in der Einsamkeit der Wüste ganz bei sich ist. Eine stoische Beharrlichkeit ist der Forscherin in Devrim Lingnaus Interpretation zu eigen. Selbst ihre Lebensgefährtin Amy muß hinter den Nazca-Linien zurückstehen: „Und hätte ich hundert Leben, ich würde sie alle für Nazca geben!“ Mehr Hingabe an eine Lebensaufgabe geht nicht.
[ Dörthe Gromes ]