Originaltitel: YOUNG HEARTS
Belgien/NL 2024, 97 min
Label: Salzgeber
Genre: Drama, Liebe, Schwul-Lesbisch
Darsteller: Lou Goosens, Marius de Saeger
Regie: Anthony Schatteman
Wenn der Vater am Mikro in Troubadour-Manier der ersten Liebe attestiert, daß diese so tief und rein sei, dann will man das alles glauben. Im Publikum Sohnemann Elias, der schmunzelt das eher ein wenig weg, neben ihm schunkelt seine Freundin Valerie. Da weiß der Junge bereits, daß er sie mag, aber ob das schon Liebe sein soll? Es wird ihn bald so richtig erwischen, als Alex die Klasse betritt ...
Es ist überhaupt nichts Schlechtes daran, von erster und hier sehr früher schwuler Liebe zu erzählen, und trotzdem fühlt sich vieles mindestens seltsam an. Dabei hat Anthony Schattemans Film nichts von der Schmierigkeit eines Iván Noel, und doch stört man sich ein wenig an der Engelhaftigkeit seiner Figuren, das Leben in der Provinz scheint verlockend harmonisch, und wenn es überhaupt Schwulenfeindlichkeit geben soll, dann wird diese mit einem Tritt an ein paar herumstehende Fahrräder salopp weggekickt. Vielleicht würde es sich „richtiger“ anfühlen, wenn Alex und Elias 16 wären, dann wäre vermutlich auch die obligatorische Alberei im Heu ausgefallen, es hätte den ersten Kuß nicht zwingend im Regen gegeben, es wären ganz sicher weitere der zahlreichen Klischees vermieden worden. Und als wäre der Drehbuchautor vom Diversitätsbeauftragten der belgischen Regierung verpflichtet worden, müssen die Jungs natürlich in einer Bar landen, in der eine Dragqueen auftritt ... Seufz!
Es gibt zweifelsfrei tolle Momente im Film, die berühren, der Ausflug Elias’ mit seinem Großvater gehört dazu. Und daß die Jungs einander begehren, das glaubt man sofort, zumal die beiden Darsteller Lou Goosens und Marius de Saeger großartig sind. Jedoch wird diese zarte Bande immerzu in eine allzu heile Welt gepackt, in der sich auf Teufel komm raus alle liebhaben sollen, dann bekommt YOUNG HEARTS so etwas Seifenopernhaftes, wozu auch noch das soßenhafte Klaviergeklimper seinen Beitrag liefert.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.