D 2014, 103 min
FSK 0
Verleih: Prokino

Genre: Dokumentation

Regie: Valentin Thurn

Kinostart: 16.04.15

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10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?

Bildungsreise durch die Welternährung

Valentin Thurn ist ein vielfach ausgezeichneter Filmemacher, Autor und politischer Aktivist, der sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung auseinandersetzt – im Presseheft wird er gar als „Food-Fighter“ tituliert. Einem größeren Publikum wurde Thurn 2011 durch seinen Dokumentarfilm TASTE THE WASTE bekannt, der die Lebensmittelverschwendung in Europa und Nordamerika anprangerte. 10 MILLIARDEN – WIE WERDEN WIR ALLE SATT? ist nun die Fortführung dieses Projektes.

Der Film beginnt mit einer Szene, bei der sich viele Menschen hierzulande schütteln dürften: Valentin Thurn probiert in Thailand fritierte Insekten. Wird denen eine Schlüsselrolle bei der Versorgung der Menschheit mit tierischem Protein zukommen? Prognosen zufolge wird die Weltbevölkerung im Jahr 2050 zehn Milliarden betragen. Thurn begibt sich rund um den Globus auf die Suche nach Antworten. Insgesamt 23 Gesprächspartner werden in gut 100 Minuten abgearbeitet. Es kommen sowohl Aktivisten kleiner Ernährungsprojekte als auch Vertreter der großen Agrarindustrie auf vier Kontinenten zu Wort. Bei dieser Fülle an Interviewpartnern ist klar, daß der Film eher in die Breite als in die Tiefe geht. Er ist Teil eines crossmedialen Projektes, wird zusätzlich flankiert von einem Buch und einer Internetplattform. Die politische Botschaft des Films ist klar: Es muß sich etwas ändern auf dieser Welt, sonst wird der Hunger eher zu- als abnehmen. Und wir alle müssen unsere Ernährungsgewohnheiten überdenken.

Obwohl Thurns Sympathie ganz klar den kleinen, lokalen Initiativen gilt, verfällt er nicht in plattes Agrarindustrie-Bashing. Vielmehr entlarvt sich das System mitunter selbst. Etwa, wenn er den Vorstandsvorsitzenden der Aslan Group interviewt, der in Mosambik riesige Sojafarmen für den Tierfutterbedarf aufbaut und dafür den Urwald rodet. Da wirkt der weiße Mann doch sehr verloren inmitten seiner gigantischen Felder und hält sich an fragwürdigen Weisheiten fest wie: „Die ultimative Nachhaltigkeit ist der Profit. Darin liegt echte Hoffnung und die Chance zur Veränderung. Wenn wir verdienen, gewinnen alle.“ Oder der Börsenguru Jim Rogers, der mit Lebensmitteln spekuliert, wiederholt ebenso mantrahaft, daß alle gewinnen werden, wenn nur die Börsenkurse steigen.

Wer einen leicht zugänglichen Einstieg in dieses hochkomplexe Thema sucht, ist bei 10 MILLIARDEN genau richtig. Produziert wurde der Film übrigens in Leipzig.

[ Dörthe Gromes ]