Originaltitel: LA VIDA SECRETA DE LAS PALABRAS

Spanien 2005, 112 min
Verleih: Tobis

Genre: Poesie, Liebe, Schicksal

Darsteller: Sarah Polley, Tim Robbins, Javier Cámara, Sverre Anker Ousdal, Steven Mackintosh

Stab:
Regie: Isabel Coixet
Drehbuch: Isabel Coixet

Kinostart: 27.04.06

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Das geheime Leben der Worte

Sprich mit ihr

Ausgedehnte verbale Kommunikation stellt in Filmen der Regisseurin Isabel Coixet ein wichtiges und virtuos eingesetztes Element dar. Wer erinnert sich nicht blutenden Herzens daran, wie die todkranke MEIN LEBEN OHNE MICH-Protagonistin Ann ihren Kindern Botschaften per Diktiergerät hinterließ? Mit DAS GEHEIME LEBEN DER WORTE geht Coixet nun noch einen Schritt weiter. Bereits im Vorspann erwachsen die Namen der Akteure aus Begriffen à la "Pain", "Minutes" oder "Hope." Tatsächlich ist jede Minute der nachfolgenden Handlung gleichsam von Schmerz und Hoffnung durchzogen, dieser Kniff also kein billiges visuelles Spielchen, sondern formidable Ankündigung des zu Erwartenden.

Und schon lernen wir Hanna kennen, eine schweigsame Blondine, die niemals lächelt. Hanna ist nahezu taub; um der Welt zu entfliehen, schaltet sie häufig das Hörgerät ab, sperrt die Worte aus, verkriecht sich im eigenen Inneren. Dann lernt die ehemalige Krankenschwester auf einer Bohrinsel Josef kennen – sie soll ihn nach einem Unfall versorgen. Schwerste Verbrennungen haben dazu geführt, daß Josef vorübergehend erblindet ist und mit dieser Extremsituation fertig zu werden sucht, indem er pausenlos redet, alles über seine Pflegerin erfahren möchte. Hanna blockt ab, wo sie nur kann. Doch Josef bleibt hartnäckig, und langsam entsteht fragile Nähe zwischen den beiden aus unterschiedlichen Gründen verlorenen Seelen ...

Wenig überraschend macht Coixet als Regisseurin dabei alles richtig: Sie findet starke Bilder, vertraut der Aussagekraft stummer Einstellungen, führt Sarah Polley und Tim Robbins zu schier atemberaubenden Leistungen. Da sieht man gern darüber hinweg, daß die Autorin Coixet manchmal etwas zum Geschwätzigen neigt (der Off-Stimme hätte es nicht bedurft), zumal sich sarkastische Auflockerungen und herzzerreißend traurige Gefühls-Torpedos geschickt die Waage halten. Im Grunde kann diese Rezension der viel zu langen Sätze dem zur Begutachtung anstehenden "Quid pro quo" zweier fast an ihrer individuellen Stärke zerbrechender Menschen kaum gerecht werden.

Man erlebe also am besten selbst, wie der neue Ausflug in Coixets Gedankenwelt die möglicherweise intelligenteste Liebeserklärung aller Zeiten hervorbringt – und welche Worte zu deren Formulierung dienen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...