Originaltitel: THE LAST KISS

USA 2006, 104 min
Verleih: UIP

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Zach Braff, Jacinda Barrett, Tom Wilkinson, Blythe Danner, Casey Affleck

Regie: Tony Goldwyn

Kinostart: 16.11.06

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Der letzte Kuß

... ist ein seichtes Bussi

Michael und Jenna sind Ende 20 und glücklich - ein Yuppie-Pärchen aus dem Bilderbuch. Als Jenna plötzlich schwanger wird, bekommt Michael jedoch kalte Füße. Er sieht sich in seinem Freundeskreis um, ahnt am Horizont schon die bedrohliche 30 und fragt sich, ob seine Jugend nun tatsächlich vorbei sei. Ausgerechnet auf einer Hochzeit begegnet er der Studentin Kim und stürzt sich in eine Affäre mit ihr. Als Jenna davon Wind bekommt, setzt sie Michael vor die Tür. Der bekommt zu den kalten Füßen nun noch ’ne kalte Nase, denn er sitzt brav auf der Veranda und wartet auf Vergebung. Unterdessen haben auch Jennas Eltern und Michaels Freunde Beziehungskrisen auszutragen.

Gerade einmal fünf Jahre ist es her, da sorgte in Italien der temperamentvolle Beziehungs-reigen EIN LETZTER KUSS für Furore. Eine durchweg umwerfend aussehende Darstellerriege stritt und liebte sich hysterisch. Es ging um Beziehungen, Trennungen und andere Aufregungen, um Bindungsangst als neuzeitliches Dilemma. Logisch, daß die Verwertungsmaschinerie Hollywood den Kassenschlager über den großen Teich holen mußte.

Schritte auf dem Asphalt, Wege des Lebens - so beginnt DER LETZTE KUSS von Tony Goldwyn, wirkliche Bodenhaftung will jedoch nicht aufkommen. Federleicht kommt die Dramödie daher und erzählt wieder über Beziehungen, Trennungen und andere Aufregungen. Sie will nie richtig witzig sein, aber auch nicht recht berühren. Auf jeden Fall tut sie niemandem weh. Zu hilflos stolpert Zach Braff, das personifizierte letzte Aufbäumen der Generation X, durch den Irrgarten einer aussichtslosen Affäre. Und während schmissiger Versöhnungspop die Tonspur ausfüllt, hat man genügend Zeit, sich zu fragen, weshalb auf all dem das Etikett "Komödie" prangt. Sind sie nicht eigentlich tragisch, diese kleinen Fluchten und Mechanismen, mit denen wir uns vor echten Bindungen drücken?

Ähnlich feige benimmt sich auch der preisgekrönte Autor Paul Haggis. Obgleich sich sein Drehbuch beinahe sklavisch an den Szenen des Originals voranhangelt, machte er aus der brisanten Affäre mit einer frühreifen Schülerin ein lauwarmes, politisch korrektes Techtelmechtel mit der Studentin Kim. Zu guter Letzt wird noch Musikerin Aimee Mann herbeizitiert, und zum ersten Mal tönen bittere und doch ehrliche Worte an des Zuschauers Ohr. Ohne Zuckerguß und Kompromiß.

[ Roman Klink ]