D 2022, 106 min
FSK 0
Verleih: StudioCanal

Genre: Abenteuer, Kinderfilm, Literaturverfilmung

Darsteller: Nicholas Ofczarek, August Diehl, Christiane Paul, Olli Dittrich, Luna Wedler

Regie: Michael Krummenacher

Kinostart: 08.12.22

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Der Räuber Hotzenplotz

Kriminell gut!

Es soll ja Kinder geben, deren Existenz dazu dient, die geplatzten Träume ihrer Eltern zu verwirklichen, die darob zwischen Ballett und Volleyballtraining zum Zeichenkurs kutschiert, von Mozarts Requiem in den Schlaf deprimiert und am Vorabend des 11. Geburtstages zur Diskussion über Nietzsches Ewige Wiederkunft des Gleichen genötigt werden. Andere dürfen indes leben und tragen noch als Erwachsene Jugend in sich. Wozu die hier versammelte deutsche Schauspielprominenz zählt, ist unschwer zu erraten.

Von August Diehl über Christiane Paul bis hin zu Olli Dittrich wirft sich der Cast derart überkandidelt hingebungsvoll mitten rein in „bloß“ einen Kinderfilm, daß man aus dem beglückten Grinsen nicht mehr rauskommen mag. Da geht es per se weniger um inhaltliche Angebote, obwohl die Kleinen auch dort einiges erwartet, beispielsweise eine gestohlene Kaffeemühle nebst gekidnappter Großmutter; ein zum gefährlichen Reptil verwandelter Dackel, dessen mysteriöses Frauchen Besuchern ständig ungenießbares Gebäck aufdrängt; der böse, aber kaum helle Magier Petrosilius Zwackelmann, welcher die aufmüpfige Fee Amaryllis zur Kröte verzauberte.

Spürbare Hingabe durchzieht gleichermaßen die Bildebene, wie ein bewegtes Märchenbuch zum nicht nur Zuhören, sondern Selbsterleben gestaltet, nebenher ertönt – keineswegs negativ zu verstehen! – launige Rummelmusik, primär die Spieluhrfunktion erwähnter Kaffeemühle zeigt hohes Ohrwurmpotential. Okay, bei den visuellen Effekten bleibt Luft nach oben. Doch gerade solche Eben-nicht-Technik-Perfektion, die lediglich sehr behutsame Vorlagenmodernisierung befeuern den Reiz dieses Ausflugs in eine gänzlich unverdorbene Welt, wo sich wackere Wachtmeister weitgehend unbehelligt als Büsche tarnen oder vertauschte Kopfbedeckungen zur völligen Unkenntlichkeit führen. Quasi der seit Jahrzehnten bewährte Entenhauseneffekt: Bart an den Schnabel geklebt, perfekt getarnt.

Über allem thront natürlich Nicholas Ofczareks wundervoll bärbeißig-butterweicher Hotzenplotz, der Räuber mit dem grundsätzlich goldenen Herzen, auf kleinkriminelle Art eben. Da verzeiht man ähnlich gütig gestimmt sogar Luna Wedlers optisch grenzwertige Perücke. Vermutlich war das betreffende Budget infolge sichtlich liebevoller Ausstattung des Zwackelmannschen Schlosses restlos ausgeschöpft …

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...