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Die österreichische Methode

Eine gute Nacht zum Sterben

Clara ist jung. Clara ist hübsch. Und Clara ist tödlich krank, denn in ihrem Kopf wuchert ein Hirntumor. Sie trifft eine Entscheidung – lieber das schnelle Ende als langsamer Verfall. Selbstmord. Helfen soll Julia, ebenso jung und attraktiv, aber kerngesund. Der Beginn einer Odyssee für Julia, in deren Verlauf sie die Erkenntnis gewinnt, daß ihre Probleme im Vergleich völlig egal sind. Die Konsequenz: Suizid. Einfach mal ausprobieren.

Bereits hier zeigt sich das Problem dieses in Kooperation von fünf Hochschulabsolventen entstandenen Episodenfilms: Man vollzieht, von Claras Geschichte abgesehen, die Motivation der handelnden Figuren zur Selbsttötung kaum nach. So auch in Evas Segment. Sie hat mit dem Ende einer Affäre zu kämpfen, sitzt mit ihrem ehemaligen Liebhaber und dessen Gattin zum Essen zusammen, will aber die Wohnung um keinen Preis verlassen, sondern droht ihren baldigen Tod an. Eine intensive Atmosphäre, primär getragen von Susanne Lothars eindringlichem Spiel, kann nie wirklich überdecken, wie wenig nachvollziehbar Evas Entschluß bleibt.

Für Irritationen sorgt zudem die Montage, welche alle fünf Episoden fein verweben möchte, was manchmal beeindruckend gut gelingt, dann aber wieder am eigenen Anspruch scheitert. Womit Monas Schicksal zu nennen wäre. Ganz zu Beginn von einem Ex-Freund entführt und ans Bett gefesselt, taucht sie erst kurz vor Schluß wieder auf. Natürlich bloß, um der Situation durch eigene Entleibung zu begegnen. Logisch?

Da mag die Kamera noch so oft in Nahaufnahmen leidender Gesichter verharren; ein großes Ganzes entsteht aus alldem nicht. Vielleicht hätten sich die Regisseure einfach auf ihr generell ansprechendes Fundament – erstarrte, unglückliche oder sonstwie aus dem Ruder gelaufene Existenzen – beschränken sollen, zumal häufig interessante Ansätze durchschimmern, gar Spannung entsteht. Mit der Fokussierung auf Suizid, ob nur beabsichtigt oder wirklich zum Ende geführt, tun sie sich keinen Gefallen. Weil dabei eben Protagonisten wie zuletzt Maleen, welche ihre eingefahrene Beziehung mittels einer vergifteten Ecstasy-Pille aufsprengen möchte, zu auf Distanz bleibenden Wesen aus fremden Psychowelten werden.

D 2006, 93 min
Verleih: Zorro

Genre: Drama, Episodenfilm

Darsteller: Maja Beckmann, Susanne Lothar, Cathérine Seifert, Lilia Lehner, Julie Bräuning

Stab:
Regie: Florian Mischa Böder, Peter Bösenberg, Gerrit Lucas, Erica von Moeller, Alexander Tavakoli
Drehbuch: Florian Mischa Böder, Peter Bösenberg, Gerrit Luca

Kinostart: 10.04.08

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...