Originaltitel: THE LOST CITY OF Z

USA 2016, 141 min
FSK 12
Verleih: StudioCanal

Genre: Abenteuer

Darsteller: Charlie Hunnam, Robert Pattinson, Sienna Miller

Regie: James Gray

Kinostart: 30.03.17

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Die versunkene Stadt Z

Episches Abenteuer aus den Zeiten, als es noch was zu entdecken gab

Die Erde ist erkundet, vermessen, ordentlich kartographiert. Durchstöbert und geheimnislos. Keine weißen Flecken mehr, keine Terra incognita mehr, die die Phantasie stimuliert und jene Art Entdeckerlust reizt, die sich jetzt vornehmlich in des Weltalls Tiefen vertiefen muß. Weil doch eben diese Entdecker- und Abenteuerlust so schrecklich schön menschlich ist, daß Menschen einfach nicht von ihr lassen können.

Menschen wie der britische Forschungsreisende Percy Fawcett. Geboren 1867 in Torquay, einem Städtchen in der Grafschaft Devon. Und vermutlich gestorben irgendwann um 1925 rum, irgendwo am Oberlauf des Rio Xingu, einem Nebenfluß des Amazonas. In einer Gegend also, die damals einer dieser letzten weißen Flecken auf der Weltkarte markierte. Und die zu erkunden Fawcett aufbrach, fest davon überzeugt, daß es irgendwo inmitten dieses Regenwaldes eine versunkene Stadt geben müsse. Das Zeugnis einer alten Hochkultur, deren Existenz die Wissenschaftselite des Empires freilich mit der bornierten Anmaßung vermeintlich weißer Überlegenheit als schieres Hirngespinst abtat. Ein Denken, das auch im Bezug zu unserer Gegenwart durchaus erhellend ist, in der Art, wie da auf andere Ethnien und Kulturen herabgeblickt wurde. Man sich wie selbst in lächerlicher Überhöhung wahrnehmend Wahrheiten bellt, die sich als Irrtümer herausstellten.

Nicht, daß James Grays DIE VERSUNKENE STADT Z es übermäßig auf solch’ kritische Analogien anlegt. Aber daß sie erkennbar werden, spricht durchaus für diesen Film, der davon abgesehen aber natürlich vor allem eins sein will und auch ist: opulentes, rauschhaftes Abenteuerkino über die Sehnsucht nach dem Unbekannten, über die Lust des Entdeckens.

Und über die Zerrissenheit, die das mit sich bringt. Denn bei all’ seiner Exotik, all’ seinem Schauwert ist dieser Film auch das Porträt eines Mannes, der seine Frau und seine Kinder liebt, und den es dennoch immer wieder in die Welt treibt. Und wenn der etwas althölzerne Spruch stimmen sollte, daß das Schicksal eines Mannes sein Charakter ist, dann zeigt DIE VERSUNKENE STADT Z in herrlich dramatischer und darin passend altmodischer Geste, was das heißt. Beginnend mit einer grandios rasanten Hirschjagd über die grünen Hügel Englands und endend im grün wuchernden Urwald; mit Fawcetts siebter Reise, die das Schicksal dieses Mannes wie in einem Fiebertraum besiegeln wird.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.